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Seite:HansBrassTagebuch 1953-12-29 001.jpg

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Dienstag, 29. Dez. 53.     

     Mit Bettinchen geht es garnicht sehr gut. Sie hat Temperatur, sieht sehr blaß aus, hat keinen Appetit, ist aber sonst ganz gut zuwege. Sie blieb gestern u. heute im Bett, war also auch nicht zur Kinderbescherung in Wuhlgarten.

     Ich vergaß, zu erwähnen, daß Elisab. am zweiten Weihnachtstag in unserer Pfarrkirche war, wo ein feierliches Hochamt gehalten wurde. Ich wollte auch gern mitgehen, fühlte mich aber dann doch zu wenig wohl. Elisab. war mit Anni u. den Kindern dort. – Gisela ist heute morgen wieder nach Görlitz zurückgefahren.

Mittwoch, 30. Dez. 53.     

     mit Bettinchen geht es nicht besser, sie hat immerfort Fieber, ohne daß sie sonst Beschwerden hat. Es geht das nun schon seit dem 21. Dezember so. – Elisab. war gestern Abend wieder bei Charlotte, die inzwischen nach Köln geflogen war u. gestern Abend von dort zurückkam. Der Mann in Ostafrika hatte, ihr nämlich den Namen eines kathol. Pfarrers in Köln angegeben, der lange Zeit in Ostafrika tätig gewesen ist u. ihn gut kennt. Charlotte wollte sich daher mit diesem besprechen. Elisab. kam erst kurz vor 1 Uhr nachts nachhause u. sagte mir nur, daß diese Besprechung sehr positiv verlaufen sei. Es scheint also ziemlich sicher, daß aus dieser Heirat etwas werden wird. – Heute hat Elisab. wieder Dienst, ebenso in der Sylvesternacht, sodaß ich sie erst am 1 Jan. wiedersehe. Mit Rücksicht auf Bettinchens schlechte Gesundheit haben wir Gräbers, die am 1. Jan, bei uns sein wollten, abgesagt. – Heute nachmittag hat Anni Bettinchen angezogen u. sie läuft im Atelier umher, ist aber recht quängelig, wie das bei einem kleinen Kinde nicht anders zu erwarten ist, doch muß ich sagen, daß sie bei ihrer Krankheit rührend geduldig u. lieb ist. Mir selbst geht es garnicht gut, ich schlafe schlecht, esse ohne Appetit u. bin unlustig zu allem. Der Geldmangel bedrückt mich. –

Donnerstag, 31. Dez. 53.     

     Bettinchen geht's heute besser sie ist heute morgen fieberfrei, wenn auch die Temperatur noch etwas zu hoch ist. Sie ist aber sehr blaß u. bleibt auch heute im Bettchen. Auch mir geht es etwas besser heute. Es ist kälter geworden u. draußen fällt der erste Schnee.

     Gestern Abend zeichnete ich zehn Glückwunschkarten für Neujahr für diejenigen, welche uns Glückwünsche geschickt haben, da ich im Papiergeschäft nur scheußliche Sachen fand. –

     Das Jahr ist nun zuende, der letzte Tag von 1953. Von morgen an trete ich der Jahreszahl nach in mein 69. Lebensjahr ein. Werde ich das siebenzigste noch erleben? – Immerhin kann ich schon sagen, daß ich 70 Jahre gelebt habe, das fehlende spielt dabei keine Rolle. Die Hälfte dieses Lebens habe ich nutzlos vertrödelt oder doch

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1953-12-29. , 1953, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1953-12-29_001.jpg&oldid=- (Version vom 18.9.2024)