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Das Clausthaler Bergmusikkorps.
Von H. Morich.


     Die erste urkundliche Nachricht vom alten Clausthaler Bergmusikkorps ist uns aus dem Jahre 1673 erhalten. Es wurde damals im Bergamte zu Zellerfeld die Frage erwogen, ob man die Einkünfte der „Bergsinger“ aus öffentlichen Kassen bestehen lassen wollte. Die Antwort fiel im bejahenden Sinne aus, denn eine später hinzugefügte Bemerung lautet: Sollens behalten! Demnach fällt die Entstehung des Bergmusikkorps in das 17., wenn nicht schon in das 16. Jahrhundert. Jedenfalls hatte der Chor der Bergsinger schon lange vor dem Jahre 1673 die Anerkennung der Bergbehörde gefunden und war eine uralte Einrichtung.

     Diese Sängergesellschaft bestand aus Bergleuten, die neben ihrer Berufsarbeit sich mit Musik beschäftigten und damit nicht nur bei besonderen Anlässen der Bergbehörde, sondern auch bei anderen Gelegenheiten aufwarteten. Sie wurden „Bergsänger“ genannt, eine Bezeichnung, die sich in der Bevölkerung bis in die neueste Zeit erhalten hat, und die auch in den Alten immer wiederkehrt. Es ist daraus zu ersehen, daß ihre Darbietungen vielfach in Gesang bestanden, wie denn auch bei den einzelnen Bergsängern öfter angegeben wird, welche Stimme sie sangen. Die Hauptsache war aber die Instrumetalmusik, die sie in erster Linie pflegten.

     Der Name Bergsänger war auch in anderen Gegenden üblich, z. B. im Erzgebirge, woher ja der größte Teil der Oberharzer stammt. Es ist daher als wahrscheinlich anzunehmen, daß bei der Einwanderung der Erzgebirgler in den Oberharz die Einrichtung der Bergsänger ebenfalls hierher übernommen wurde.

     Die Bergbehörde begünstigte die Ausbildung der Bergsänger, erleichterte ihnen die Bergarbeit und unterstützte sie mit Geldmitteln aus den öffentlichen Kassen. So trat die Bergsänger-Gesellschaft zu ihrer vorgesetzten Behörde, der Berghauptmannschaft zu Clausthal, immer mehr in ein Verhältnis ein, welches dem der Beamten nicht unähnlich war. Alle ihre Angelegenheiten wurden genau geregelt, besonders auch die Zuwendungen aus den öffentlichen Kassen und die dafür geforderten Leistungen.

     Um sie auch äußerlich als behördliche Bergsänger zu bezeichnen, stattete man sie mit einer gleichförmigen Dienstkleidung aus, die alle paar Jahre erneuert wurde. Sie bestand in dunklem Beinkleid, schwarzer Puffjacke, grünem Schachthut mit silbernen Tressen und silbernen Schildern und blankem Hinterleder. Dazu kamen 1779 Epauletts und Schelifen an die Hüte. Später wurden die kurzen Puffjacken mit dicken goldenen Schnüren und die Schachthüte mit silbernem Schlägel und Eisen geschmückt.

     Die Anzahl der Bergsänger betrug anfangs 6, stieg aber nach 1759 auf 7 und am Ende des 18. Jahrhunderts auf 8 Mann. Wegen ihrer guten musikalischen Darbietungen waren sie schon früh weit über die Grenzen ihres eigentlichen Wirkungskreises hinaus bekannt und wurden daher vielfach zu Aufwartungen bei Festlichkeiten an Fürstenhöfen herangezogen. Im Sommer 1723 wurden die 6 Bergsänger nach Herrenhausen befohlen, wo sie bei der Tafel König Georgs Ⅰ. zweimal mit Musik aufwarten mußten. Sie erhielten dafür vom König eine Gratifikation von 24 Taler.

     Am 19. Juli 1725 schickte der König von Pyrmont einen Eilboten nach Clausthal, um die Bergsänger nach Amt Springe zu holen. Sie sangen vor dem König eine Arie und warteten nachher bei der Kgl. Tafel auf, worüber der König sein höchstes Vergnügen bezeugte. Dann fuhren sie nach Herrenhausen, wo sie dem König noch vier Wochen mit Musik aufwarten mußten. Sie hatten hier Freiquartier und bekamen wöchentlich einen Taler Kostgeld. Für die Hin- und Rückreise erhielten sie jeder 12 Taler.

     Im Jahre 1729 kam der König Georg Ⅱ. nach Clausthal, bei welcher Gelegenheit die Bergsänger, die aus diesem Anlaß eine neue Dienstkleidung bekommen hatten, ihm die übliche Aufwartung entgegenbrachten.

     Bis zum Jahre 1759 hatte jeder der 6 Bergsänger vierteljährlich ein sogenanntes Wartegeld von einem Taler aus der Zehntkasse bekommen. Bei dem abnehmenden Zustande des Bergwerks im Siebenjährigen Kriege wurde im Bergamte beschlossen, diese 6 Taler zu sparen und die Bergmusik eingehen zu lassen. Den vorhandenen Bergsängern wollte man das Wartegeld noch weiterzahlen, es sollten aber keine wieder angenommen werden.

     So waren 1773 die Bergsänger bis auf drei ausgestorben. Es wurden aber bis zum folgenden Jahre wieder vier neue angenommen, so daß ihre Zahl wieder auf sieben angewachsen war. Das Bergamt vertrat nämlich in dieser Zeit die Ansicht, daß die Einziehung dieser Ausgabe eine beträchtliche Einsparung nicht ausmachte, und daß es aus verschiedenen Gründen dienlicher sei, die alte Einrichtung nicht eingehen zu lassen.

     Im August 1775 unternahmen die Bergsänger, deren Zahl auf acht angewachsen war, eine Reise nach England, um dem König Georg Ⅲ. in London ihre Aufwartung zu machen. Sie hatten die Freude, vor dem König spielen zu dürfen, wurden sehr freundlich aufgenommen und durften sich eine Gnade ausbitten. Der König bewilligte ihnen darauf durch Reskript vom 14. Dezember 1775 eine Zulage zu ihrem Gehalt als Bergsänger.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1933. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1932, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1933_044.png&oldid=- (Version vom 16.9.2018)