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Die Trauung.
1
Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig,

     Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,
     Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid,
     Inwendig aber war es grob und schmutzig.

5
Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,

     Jedoch von außen voller Würdigkeit;
     Von der Courage sprach es lang und breit,
     Und that sogar recht stutzig und recht trutzig.
„Und weist du wer das ist? Komm her und schau’!“

10
     So sprach der Traumgott, und er zeigt mir schlau

     Die Bilderfluth in eines Spiegels Rahmen.
Vor einem Altar stand das Männchen da,
     Mein Lieb daneben, beide sprachen: Ja!
     Und tausend Teufel riefen lachend: Amen!

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_009.jpg&oldid=- (Version vom 6.9.2016)