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Die Hochzeit.
1
Was treibt und tobt mein tolles Blut?

Was flammt mein Herz in wilder Glut?
Es kocht mein Blut und zischt und gährt,
Und grimme Glut mein Herz verzehrt.

5
Das Blut ist toll, die Flamme wild,

Weil zu mir kam ein Traumgebild;
Es kam der finstre Sohn der Nacht,
Und hat mich keuchend fortgebracht.

Es bracht’ mich in ein helles Haus,

10
Wo Fackelglanz und Harfenbraus;

Viel dumpfe Stimmen schollen drein;
Ich kam zum Saal, ich trat hinein.

Das war ein lustig Hochzeitfest;
Zu Tafel saßen froh die Gäst’.

15
Gar vornehm saß der Bräutgam da, –

O Weh! mein Lieb als Braut ich sah.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_010.jpg&oldid=- (Version vom 6.9.2016)