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II.


Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret,
     Schönpflästerchen auf den geschminkten Wangen,
     Mit Schnabelschuh’n, mit Stickerey’n behangen,
     Mit Thurmfrisur, und wespengleich geschnüret;

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So war die Aftermuse ausstaffiret,

     Als sie einst kam dich liebend zu umfangen.
     Du bist ihr aber aus dem Weg gegangen,
     Und irrtest fort von dunklem Trieb geführet.
Da fandest du ein Schloß in alter Wildniß,

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     Und drinnen lag, wie’n holdes Marmorbildniß,

     Die schönste Maid in Zauberschlaf versunken.
Doch wich der Zauber deinem zarten Gruße,
     Aufwachte lächelnd Deutschlands ächte Muse,
     Und sank in deine Arme liebestrunken.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)