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Lorenz Oken (Hrsg.): Isis

beschäftigt sich immerfort mit Untersuchung der Gesetze und Verfassung des javanischen Volks vor der Einführung mahometanischen Glaubens, so wie auch die Herren Ross, Engelhard, Couperns und van Naarsen vieles hoffen lassen. Hr. R. dringt auf die weitern Nachfragungen im östlichen Indien, z. B. die Insel Bali, wo Spuren der Hindu, einer B’hadist Religion gefunden werden, oder wo sich die Anhänger derselben hingezogen haben. Borneo ist, sagt Herr R., hitherto a blank on the chart of the world, und doch ausgebreiteter als irgend ein Volk in Europa. Es ist sehr reich an nützlichen Naturprodukten. Es enthält 3 Reiche, Borneo, Succadana und Banjer Massin; den ersten Namen haben die Europäer fälschlich der ganzen Insel gegeben; sie heißt Pulu K’lemantan. Der Fürst von Succadana besitzt noch den großen Diamanten, der seit 8 Generationen in seiner Familie ist. Banjer Massin enthält so wie Java, Spuren der Hindu-Alterthümer; der Sultan besitzt eine goldene Schildkröte, auf der sich Bilder der Ischwara und anderer Hindu-Götter befinden. Uebrigens ist der größte Theil der Einwohner noch äußerst roh und wild; man opfert da noch häufig Menschen bey Ceremonien und Festen u. s. w., so daß es eher befremden muß, daß Borneo noch so bevölkert ist. – Der jetzige Resident Hr Alex. Hare hat schon manche belehrende Erfahrungen gesammelt. Celebes ist noch weniger bekannt, außer der südwestlichen Küste. Bugis und Macassar oder Mengasar sind an dieser Seite die vorzüglichste Nation; die mahometan. Religion ist hier ziemlich allgemein, doch in den nördlichen Provinzen jenseits Mandhar findet man die nehntliche Rohheit wie in vielen Theilen auf Borneo, Das Volk daselbst ist bekannt unter dem Namen Alfur oder Arafura; es scheint von den Orang Dayac auf Borneo nicht wesentlich verschieden zu seyn, und wahrscheinlich von einerley Herkunft. Die Einwohner von Celebes sind berühmt wegen ihres großen Sinnes für Handlung und Krieg. Auf den Küsten von Borneo und andern nächst gelegenen Inseln haben sie viele Kolonien gestiftet. Die Bugis und Macassaren sind eben so wie die Javaner von den Malayen verschieden. Die mehr ostwärts gelegene Insel Gilolo oder Halamahira ist ebenfalls noch wenig bekannt. Die Naturgeschichte der Molukken ist vielleicht vollständiger bearbeitet als von irgend einer andern östlichen Gegend, besondere durch Rumpf. –

[92] Herr R. erwähnt endlich noch einer durch die Gesellschaft unternommenen Ausgabe der Bibel in Malayischer Sprache.

2. Correspondenz mit dem General-Gouverneur Gilbert Lord Minto, Protector der Gesellschaft.

Abhandlungen: I. Cornelis Terne (in Leyden), über die beste Nahrung neugebohrner Kinder die ohne Muttermilch erzogen werden; eine gekrönte Preisschrift.

II. Nachrichten von den Sitten und Gebräuchen der Bewohner des Berges Brama und angränzender Völker auf Java, aus einem Briefe des Herrn A. van Ryk. Es sind Mahometaner, beobachten die Riten aber sehr schlecht. Ein dummes aber doch gutmüthiges Volk; sie sind voller Vorurtheile, so daß sie auf den Bergen keine Padie dürfen pflanzen. Ihr Ackerbau besteht in der Kultur rother und weißer Zwiebeln, Jorak-Körner für Oehl, und Mais, Reis bekommen sie durch Eintausch. Ihre Wohnungen sind 60–80′ lang, 16–20′ breit, rundherum mit rohen Brettern umsetzt, inwendig mit Bambus-Matten überzogen, von aussen mit Rasen belegt, und mit Bambus gedeckt; starke Winde machen diese Beschützung nöthig, so wie auch die starke Kälte; es brennt darum auch beständig Feuer, welches die Wohnungen immerfort mit Rauch erfüllt.

III. Th. Horsfield, chemische Untersuchung eines vulkanischen Sandes und Eisenerzes. Jener fiel in Batavia nieder von einem Ausbruche des Donnersberges im Distrikte Timbangantang. Dieses ist ein Eisenkies.

IV. Ebenderselbe über den Sole-Fluß, den größten Fluß der Insel. Die Ufer in den verschiedenen Regentschaften sehr verschieden; am meisten bepflanzt in Mataram, Madioen und Djopang, sonst ausgedehnte Wälder; am nördlichen Theile der Insel ist der Ackerbau mehr vervollkommnet, und die Dessa oder Dörfer sind da grösser und reinlicher. Der Lauf des Flusses geht über Klippen und ist sehr schnell bis Awe, wo er den Fluß Madioen aufnimmt; dann ist er langsamer. Die Wälder bestehen meist aus Jati-Bäumen; der Fluß ist für den Handel der inneren Länder sehr wichtig, und von Suracarta an schiffbar, besonders in der Regenzeit für größere Fahrzeuge; sie gehen in 6–8 (bisweilen 3–4) Tagen nach Grissée, doch die Rückkehr erfordert 3–4 Monath. Im Januar geht gemeiniglich die Pfefferflotte von 10–12 Fahrzeugen von Suracarta nach Grissée ab. Von Surabaja

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Lorenz Oken (Hrsg.): Isis. Brockhaus, Jena 1817, Seite 91–92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Isis_1817_46.jpg&oldid=- (Version vom 21.8.2018)