Seite:Köster Alterthümer 002.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber, d. i. das meerische Land, sind in der That ein Geschenk des Meeres; indem die beiden großen Ströme alljährlich, vermöge der Ebbe und Fluth, den Meeres-Schlick an das Ufer absetzen. Durch einen kostbaren Gürtel von Deichen hat nämlich des Menschen Hand den Ueberschwemmungen jener Ströme einen Zügel angelegt; und nun müssen mit Schleusen versehene Kanäle (Flethe und Siele, Wettern und Wasserlösen) dem Ufer, so weit die Fluth reicht, jenen fetten Schlamm zuführen, welcher, mit magerer Erde und Dünger vermischt, eine staunenswerthe Vegetation hervorruft und die Marschen zur Kornkammer des Hannoverschen Landes macht. Neben dem Haupt-Deiche giebt es auch Außen- und Binnen-Deiche: jene, nach dem Strome zu, wehren kleinere, diese, nach dem Lande zu, größere Fluthen ab. An solcher marschbildenden Thätigkeit nehmen aber auch die kleineren Flüsse, welche in Weser und Elbe ausmünden, so weit Antheil, als der Wechsel von Ebbe und Fluth sich erstreckt. So die Oste, welche von Süden nach Norden die Mitte der Provinz durchschneidend sich in die Elbe ergießt, und die Wümme, welche im Süden der Herzogthümer von Osten nach Westen läuft, in ihrem Laufe die Hamme und Wörpe aufnimmt, und vor dem Eintritte in die Weser Lesum genannt wird. Kleinere Gewässer, welche in die Elbe fallen, sind: die Medem, Schwinge, Lühe und Este, in die Weser, die Lune und Geeste. Von der Natur selbst durch das wellenförmige Terrain geschaffen, bilden sie gleichsam die belebenden Adern des Landes, und wo einzelne Bäche (Auen) eine Vertiefung des Bodens finden, entstehen Seen, wie der Bederkesaer, Flögeler und Balk-See: sie können sich jedoch mit denen im östlichen Holstein weder an Größe, noch an malerischer Umgebung vergleichen.

Ueberhaupt wird man, bei solcher Beschaffenheit des Bodens, imposante Naturschönheiten in der Provinz nicht erwarten. Es fehlt aber keineswegs an einzelnen hübschen Parthien. Dahin gehört, unter andern, der Schwarze Berg bei Stade mit der Aussicht auf die von der Schwinge durchschlängelten Wiesen, auf die Stadt, und im Hintergrunde auf die Schiffbelebte Elbe und das Holsteinische

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_002.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)