Seite:Köster Alterthümer 022.png

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von Verden war (1500) zu seinem Coadjutor; und unter diesem Fürsten fand die Kirchenverbesserung in den hiesigen Landen Eingang.

Wie es damit zugegangen, kann hier nicht ausführlich erzählt werden: auch liegt sehr Vieles davon im Dunkeln. Wir beschränken uns deshalb auf folgende Thatsachen. Schon 1521 wurde im Lande Hadeln das Evangelium gepredigt, um 1522 in Bremen durch Heinrich (Müller) von Zütphen, in Stade aber durch Johann Hollmann. Begünstigt wurde das Werk durch den Anstoß, welchen der im Volke herrschende gute Geist an den Mißbräuchen des Pabstthums, wie an der Willkühr-Herrschaft des Erzbischofes nahm: die Landleute wurden hauptsächlich angezogen durch den Zauber der niedersächsischen Predigten und Gesänge statt der bisherigen lateinischen, die Ritter und Städte wohl auch durch die Aussicht auf kirchliche oder weltliche Vortheile. Daß dabei einzelne Rohheiten vorfielen, wie die Ermordung des Paters zu Visselhövede (s. unten), kann bei der Erbitterung des Volks nicht Wunder nehmen. Auch die Geschichte des in Verden 1526 verbrannten Mönchs Johann Bornemacher giebt ein Beispiel von der in jener Zeit zum Theil noch trüben Gährung der von der evangelischen Wahrheit aufgeregten Gemüther. Christoph vermogte die Bewegung, schon um seiner beständigen Geldverlegenheiten willen, nicht zu hemmen; doch blieb er bis an sein Ende ein erbitterter Feind der Reformation, und ließ sie wenigstens in Verden, wo er gewöhnlich residirte, nicht aufkommen. Auch im Bremenschen kämpften noch geraume Zeit Papismus und Protestantismus mit einander um die Herrschaft, so daß sich kaum ein bestimmtes Jahr des Sieges des Evangeliums in einzelnen Oertern angeben läßt. Der langwierige Krieg, welchen der Erzbischof zur Unterjochung der auf ihre Freiheit eifersüchtigen Wurstfriesen führte (von 1516 bis 1557), hatte ebenfalls ihren Uebertritt zur lutherischen Lehre mit zum Vorwande: denn sie gaben sich 1534 sogar eine eigene Kirchenordnung (s. unten). Ihre erste Niederlage ist berühmt durch den Tod einer ungenannten heldenmüthigen Jungfrau, welche ihnen die Fahne voran trug. Sie wurden

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 022. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_022.png&oldid=- (Version vom 2.12.2018)