Seite:Köster Alterthümer 075.png

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Reiterstatue St. Georg’s mit dem Lindwurme. Eine merkwürdige Zierde besitzt die schöne Kirche zu Dorum an dem kunstvoll in gothischem Geschmack aus weißem Stein gearbeiteten s. g. Sacraments-Baume, welcher in den Zeiten vor der Reformation zur Aufbewahrung der Monstranz diente. Etwa zwanzig unserer Kirchen besitzen noch jene aus Bronze gegossenen Taufgefäße (baptisteria), in welche das Taufbecken gesetzt wurde; anderwärts hat man dieselben aus Unkunde und Gleichgültigkeit über die Seite gebracht. Sie sind ziemlich alle von einer Form (der einer aufgeblüheten Lilie), die daran befindlichen Inschriften und Basreliefs aber theils plump und räthselhaft, theils zierlich und sinnvoll. Das zu Uthlede z. B. zeigt auf der einen Seite den Baum des Paradieses, zwischen Adam und Eva, auf der andern ein Crucifix zwischen Maria und dem Jünger Johannes. Die Inschrift an dem zu Estebrügge lautet: qui baptizatur, hoc sacro fonte lavatur, d. h. wer getauft werden soll, wird hier getauft; und noch sinnreicher an dem zu Schneverdingen: fons vivens, aqua regenerans, unda purificans, d. h. lebendiger Quell, wiedergebärendes Wasser, reinigende Welle. Die Jahrszahl der meisten führt auf das funfzehnte Jahrhundert; doch mögen einige, nach der Form der Buchstaben zu urtheilen, bedeutend älter sein. Ein herrliches metallenes Taufbecken, mit der Jahrszahl 1469, besitzt die Kirche zu Zeven. Drei Mönchsfiguren tragen dasselbe, und es ist nicht allein mit Heiligen-Bildern, sondern auch mit denen des Probstes und anderer Geistlichen in ausdrucksvollen Stellungen geziert. Die 1565 erbaute Kanzel zu Zeven trägt die Inschrift: S. Vitus dat tzarte Kind as man in de Historien fint, heft Christum in geloven recht bekannt, darumme (he in Ölye is verbrannt). Nach der Legende starb er als Märtyrer unter Kaiser Diocletian, in siedendes Oel geworfen. Aus neuerer Zeit stammt das schöne Taufgefäß der Sacristei zu Buxtehude, von weißem Marmor und mit fein ausgeführten Basreliefs. Abendmahlsgeräthe von hohem Alter hat man zu Lamstedt, Oerel, Debstedt und Wolterdingen; ein Kelch zu Steinkirchen trägt die bekannte Inschrift: Sancte Hülpe bidde vor uns, womit ohne Zweifel die Mutter Maria

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 075. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_075.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)