Seite:Köster Alterthümer 110.png

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Erzbischof von Bremen und Bischof von Verden. Seine Regierung hat 58 Jahr gedauert, und diese ganze lange Zeit hindurch ist er ein erbitterter Feind der Reformation gewesen und hat mit unbeugsamem Eigensinn gegen sie gekämpft. Mit sehr verschiedenem Erfolge. Im Bisthum Verden hielt er die Reformation nieder mit eiserner Hand; bei seinem Tode (1558) gab es keinen Geistlichen daselbst, der lutherisch gewesen wäre. Im Erzbisthum Bremen konnte er die neue Lehre nicht dämpfen; in den Städten wie auf den Dörfern fiel ein Geistlicher nach dem andern ihm ab; in seiner eigenen Domkirche ward ein lutherischer Prediger angestellt, welcher allsonntäglich eiferte gegen „den Römischen Antichrist und den katholischen Aberglauben.“ Der Erzbischof mußte es dulden. Mit finsterem Grimm saß er zu Verden auf seinem Stiftshofe – (dem jetzigen Obergerichtsgebäude) – und hatte keine Macht, dem Unheil zu wehren. Aber er hatte die Fahne der katholischen Lehre aufrecht gehalten bis zu seiner Todesnacht – das war die letzte Nacht, wo der Mond auf ein katholisches Herzogthum Bremen schien.

Es war am Tage der Empfängniß Mariä, als Bruder Johann in Verden eintraf. Alle Landstraßen waren voll von Menschen, welche zu dem hohen Feste in die Stadt wanderten. Er schloß sich einem Haufen von Kirchgängern an und fragte, wohin sie wollten. Sie antworteten „nach Verden zur Kirche, denn es ist unser lieben Frauen Fest.“ Er erwiederte finster: „Unsere liebe Frau ist wie ein ander Weib“, und ging voraus. Erstaunt blickten ihm die Leute nach…

In Verden eingetroffen, sah er die Schaaren zur Kirche ziehen, sah die Procession des Bischofs in seinem Prunke, das Gefolge der Domherren, die Reihen der niedern Geistlichen mit Kreuzen, und fliegenden Fahnen. Während in Bremen solch ein Aufzug nicht mehr gewagt werden konnte, stand hier das katholische Wesen noch in voller Blüthe. Bruder Johann hatte in Bremen viel zu dem Falle desselben beigetragen, er hatte mit den Domherren Berathungen gehabt, er war vielleicht Veranlassung gewesen, daß diese wichtige und einflußreiche Körperschaft, wenn auch noch

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)