Seite:Köster Alterthümer 148.png

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Priestern und Laien rechte Kirchenzucht zu üben vermöchten. Der General-Superintendent insonderheit sollte die Oberaufsicht führen über alle innern und äußern Angelegenheiten der Kirche und darüber in den Sitzungen Vortrag halten. Er sollte sorgsam darüber wachen, daß der edle theure Schatz des göttlichen Wortes und der heiligen Sacramente nicht verloren gehe und daß dem gottlosen Wesen gesteuert, dagegen Zucht und Ehrbarkeit aufgerichtet werde. Die angehenden Priester sollte er sorgfältig unterweisen, was ihr Amt auf sich habe und sie ermahnen, daß sie der Zuhörer Seligkeit und der Kirchen Wohlstand sich treu eifrig angelegen sein ließen. Die Lehrer, sowohl die an den Gelehrtenschulen in Stade und Verden, als die an den Volksschulen sollte er besonders anhalten, fleißig die Artikel des christlichen Glaubens nach dem Katechismo zu treiben. Um sich aber durch eigenen Augenschein über Alles zu unterrichten, sollte er in 2 bis 3 Jahren sämmtliche Gemeinden visitiren und zur Herstellung des rechten oberhirtlichen Verhältnisses zu den Geistlichen seiner Diöcese jährlich oder alle 2 Jahre eine Generalsynode abhalten. Wer erquickt sich nicht in der Seele an dieser auf gesunden und ächt lutherischen Principien gegründeten Instruction. Wäre man nur auch immer und in allen Stücken derselben nachgekommen! Doch trotz aller Mängel in der Durchführung der so richtigen Grundsätze, die in der Folge verschuldet oder unverschuldet eintraten, ist der Segen der trefflichen Verordnung nicht ausgeblieben. Ruhig und fest ging die Kirche in unserer Provinz ihren Weg und bauete sich, ohne von den Lehrstreitigkeiten, die das übrige Deutschland bis in die Mitte des 18ten Jahrhunderts bewegten, sonderlich berührt zu werden. Ein Nachtheil lag nur darin, daß die Königl. Residenz Stockholm so weit entfernt war und darum die Verwaltung der Provinzen nicht immer so gehandhabt wurde, wie es vielleicht der Wille der Regenten war. Uebrigens dauerte die schwedische Herrschaft auch nicht gar lange. Karl XII. führte durch seine tollkühnen und abenteuerlichen Unternehmungen selbst den Ruin seines Reiches herbei. Die schönsten Provinzen desselben mußte er seinen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_148.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)