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theologischen Doktorwürde lehnte er wegen der damit verbundenen Kosten ab. 1784 feierte er sein 50jähriges Amtsjubiläum, bei welchem die allgemeine Liebe und Verehrung, die der Greis genoß, sich in manchen schönen Zügen an den Tag legte. Darnach lebte er noch mehrere Jahre, bis er 1791 am Schlagflusse starb.

Zu Pratje’s Nachfolger berief die Regierung den Dr. Johann Caspar Velthusen. Er war 1740 in Wismar geboren und hatte sich in mancherlei Aemtern, zu Hameln, London, Gifhorn, Helmstädt und Rostock versucht. Klein von Statur, aber ehrwürdig im weißen Haar, gewann er die Herzen durch den Ausdruck inniger Frömmigkeit, so wie durch eine unermüdliche Dienstfertigkeit. Als Schriftsteller machte er nicht sonderliches Glück. Er ließ sich sehr angelegen sein, die Provinz Nordcarolina in den Vereinigten Staaten mit deutschen Predigern und Schullehrbüchern zu versorgen. Kräftig unterstützte ihn sein College, der Consistorial-Rath Watermeyer (1778–1809). Das wichtigste Ereigniß während seiner Amtsjahre ist die Einführung des hannoverschen Landeskatechismus.

Die französischen Kriegsunruhen, welche über unser Vaterland hereinbrachen, ließen es zu wichtigen kirchlichen Verbesserungen nicht kommen. Der lutherische Dom zu Bremen, über welchen das Stader Consistorium bis jetzt die Oberaufsicht gehabt hatte, wurde an die Stadt Bremen abgetreten. Schwere Zeiten erlebte Velthusen, als warmer Patriot, während der französischen Besetzung der hannoverschen Churlande 1810 bis 1814. In seinem Amte aber verblieb er; auch ließen die Franzosen das Consistorium nach den hergebrachten Principien schalten, denn man war so von den staatlichen Dingen in Anspruch genommen, daß man zu Gewaltstreichen gegen die Kirche keine Zeit hatte. Velthusen erlebte noch mit hoher Freude die Wiederherstellung des angestammten Regentenhauses, starb aber gleich darauf, erschöpft von den überstandenm Sorgen und Drangsalen, am 13. April 1814.

An seine Stelle trat nun sofort Dr. Georg Alexander Ruperti, der 1758 in Bremervörde geboren und bereits Gymnasialrector und Consistorialrath gewesen war.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)