Seite:Köster Alterthümer 163.png

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Nach dem Aussterben der Grafen von Stade eroberte Heinrich der Löwe die Stadt; und von da an wurde ihr Besitz ein fortwährender Zankapfel zwischen den Sächsischen Herzogen und den Erzbischöfen von Bremen. 1202 entrissen die Söhne des Löwen sie dem Erzbischof Hartwig; aber nach 1227 kam ein Vergleich zu Stande, wodurch sie dem Erzstifte dauernd beigelegt wurde. Die Bürgerschaft benutzte solche Fehden klüglich, um immer größere Privilegien bald von den Herzögen und Erzbischöfen, bald auch von den Kaisern zu erlangen; z. B. die Zollfreiheit, das Stapelrecht über alle auf der Elbe beladen vorbeisegelnden Schiffe, und den s. g. Ruderzoll. Stade wurde damals ein Mitglied der Hansa, und leistete deßhalb dem Erzbischofe nur bedingte Huldigung: so oft die Erzbischöfe die Stadt betraten, oder ihre Beamten zur Haltung des Botding’s schickten (eines Landgerichts, welches seit 1300 am Bischofshofe auf drei großen Steinen unter freiem Himmel gehalten wurde), mußte vom Rathe ein Geleitsbrief nachgesucht werden. Jedoch allmählich sank der Handel von Stade, je mehr das benachbarte Hamburg aufblühte; es kam so weit, daß im sechszehnten Jahrhundert, zur Ersparung der Kosten, Stade und Buxtehude nur abwechselnd den Hansatag beschickten. Auch Pest und häufige Ueberschwemmungen brachten um jene Zeit die Stadt in große Drangsale; woraus die vielen Brüderschaften (St. Antonii, der Schiffer und Kaufleute u. s. w.) zur Unterstützung von Hülfsbedürftigen hervorgegangen sind, welche noch jetzt alljährlich gegen 1000 Thaler zu wohlthätigen Zwecken vertheilen.

Um 1540 nahm Stade, woselbst schon 1521 Joh. Hollmann die reine Lehre gepredigt hatte, den lutherischen Lehrbegriff und Gottesdienst an; auch aus Widerwillen gegen die verschwenderische Regierung des Erzbischofs Christoph: jedoch fand, unter den Kriegsläuften der Zeit, der Katholicismus noch mehrmals wiederum Eingang; zum letzten Male durch das Restitutions-Edict von 1629. Weil aber die Stadt sich selbst reformirt hatte, ist ihr von jeher eine gewisse kirchliche Selbstständigkeit geblieben. Am Ende des 16ten Jahrhunderts gewann Stade viel durch Ansiedelung

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_163.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)