Seite:Köster Alterthümer 168.png

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Da die erste Domkirche der immer mehr an Mitgliedern wachsenden Gemeinde einen zu beschränkten Raum darbot und ihres leichten Baues wegen allmählich sehr in Verfall gerieth; so ließ der Bischof Amelung um das Jahr 960 einen neuen, der Jungfrau Maria und der heiligen Cäcilie geweihten Dom aus Holz bauen, von dem ältere Schriftsteller rühmen, daß er sich durch Größe und Pracht ausgezeichnet habe. Gleichwohl sah sich schon im Jahre 1028 der Bischof Wigger genöthigt, einen Neubau zu beginnen, welcher durch die größere Anlage und Herbeischaffung dauerhafter Baumaterialien nur langsam gefördert und selbst durch die unruhigen Bewegungen jener Zeiten oft unterbrochen, erst nach 160 Jahren unter dem Bischofe Tammo vollendet ward. Während die Bischöfe ihre Aufmerksamkeit auf die kirchlichen Angelegenheiten, die Gründung neuer Klöster in ihrem Sprengel und die Hebung ihrer Residenz, der Süderstadt, vorzüglich richteten, begünstigten mehrere Kaiser, besonders Lothar von Sachsen, die Norderstadt so sehr, daß sich diese im Jahre 1210 mit Mauern umgeben und durch Thore von der Süderstadt absondern konnte. Darauf erhielt sie vom Bischof Gerhard I., einem gebornen Grafen von Hoya, im Jahre 1259 die Bestätigung der Stadtrechte, sowie des Befestigungsrechts. Seitdem stieg die junge Stadt im raschen Aufblühen zu Macht und Ansehen empor. Schon Gerhard’s Nachfolger, der Bischof Conrad I. mußte es sich gefallen lassen, daß sie, als er mit seinen Brüdern, den Herzögen Albrecht und Johann von Braunschweig-Lüneburg, das Erzbisthum Bremen überfallen wollte, den dazu bestimmten Kriegsknechten den Durchmarsch verweigerte und dieselben zwang, zu ihrem Bedarf eine eigene Brücke über die Aller zu erbauen. Auf gleiche Weise behauptete die Stadt, im Vertrauen auf ihre Stärke, gegen den Willen des Bischofs, eine völlige Neutralität, als die Bremer am 22. October 1281 die Süderstadt eroberten und mit dem Dome niederbrannten.

Unter solchen Umständen durfte die Stadt es wagen, ohne bei dem Bischofe Anstoß zu erregen, im Jahre 1330 sich selbst nach eigenem Belieben Statuten zu entwerfen,

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)