Seite:Köster Alterthümer 173.png

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die Synodalpredigt, sämmtliche Prediger des Landes mußten zur Linken der sitzenden katholischen Geistlichkeit stehen und es mit anhören, wie der Domherr Georg Marschalck das Glaubensbekenntniß ablas, und wie ein freudiger Zuruf auf die Worte des Bischofs: „Verflucht wer anders glaubt und lehrt; dies ist der einzige wahre katholische Glaube, den wir lehren, vertheidigen und bewahren wollen,“ ertönte. Die Sitzung ward beschlossen mit der Ernennung katholischer Priester in allen Gemeinden und mit einem Befehle, laut dessen die lutherischen Geistlichen binnen acht Tagen das Land meiden sollten. Als darauf der Bischof zum Reichstage nach Regensburg abging, übte sein Generalvicar Philipp Lüttringhausen eine rücksichtslose Strenge; die Steuern wurden verdoppelt und die geringsten Vergehen gegen den katholischen Gottesdienst auf’s härteste bestraft. Dennoch ließ sich Niemand bewegen den Glauben zu ändern, und viele Bürger, die sich bedroht sahen, wanderten aus.

In dieser Zeit der Noth trat Gustav Adolph, der heldenmütige Retter des Protestantismus, in Deutschland auf. Nach der Schlacht bei Leipzig wurde auch Verden im Januar 1632 von dem schwedischen Obersten Dümenil eingenommen. Aber die Schweden hauseten bald in der besetzten Stadt und auf dem Lande nicht minder übel, wie die kaiserlichen Soldaten, und nur die Rückkehr des Bischofs Friedrich brachte den Bürgern eine Zeitlang Ruhe und Erleichterung, bis im Jahre 1644 der Graf von Königsmarck die Stadt am 6. Januar auf’s Neue einnahm, und der Druck harter Einquartierungen sich noch mehrmals wiederholte. Erst der westphälische Friede gab der nun gänzlich verarmten Stadt die lang ersehnte Erholung, welcher sie so sehr bedurfte. Verden kam mit dem Stifte und dem Erzbisthume Bremen unter die schwedische Herrschaft und dachte von nun an um so weniger fernerhin an die Reichsfreiheit, als sie wohl wußte, daß sich die Schweden schnell Gehorsam verschaffen konnten.

Im Jahre 1667 vereinigte sich die Norderstadt mit der Süderstadt durch einen Receß zu einem Ganzen unter

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)