Seite:Köster Alterthümer 205.png

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Maria parens, labe carens, nostrorum tolle reatus,
Filioque tuo miseros nos redde pacatos.

Zu deutsch: „Mutter Maria, du fleckenlose, nimm weg die Schulden der Unsrigen, Und mache uns Armen versöhnt mit deinem Sohne!“ Diese Vergötterung der Maria, die den Zorn (?) ihres Sohnes besänftigen soll, kurz vor dem Eintritte der Reformation, erinnert an das Bild im Dom zu Bremen (von 1509): Maria, ihrem Sohne die bloße Brust zeigend; welches ebenfalls auf den Glauben hindeutet, daß wir eines Mittlers und Fürsprechers bei dem Heilande bedürften (Stader Sonntagsblatt 1855. № 12).

Sehr passend ist dagegen die Inschrift der Marien-Glocke zu Bexhövede von 1475 (Pratje histor. Sammlungen III. Seite 479):

do gods dens ik ju lade
lat alle varck un kamet drade.

d. h.

„Zu Gottes Dienst ich Euch lade:
Laßt alle Werke, und kommt fleißig!“

Die Bramstedter Glocke hieß Margaretha. In Sandstedt aber, so erzählt die Legende, ist eine übrig geblieben, die keinen Namen bekommen hat. Darüber wird diese Glocke so aufgebracht, daß sie das Thurmdach sprengt und davon fliegt. Sie kommt in der Luft bei dem Bramstedter Thurme vorbei, und ruft der dortigen zu: „Margaretha, willst du mit?“ Die aber antwortet: „Nein, ich will hier bleiben, bis Bramstedt wird nach Sandstedt treiben.“ Darauf ist die Glocke in den Mühlenteich zu Gackau gefallen und liegt noch darin. – Worauf mag diese Legende sich beziehen?

Bliedersdorf, Inspection Harsefeld, hat zwei Glocken von schönem Klange. Einst wollte man sie an Auswärtige verkaufen, welche eine große Summe dafür geboten hatten. Allein sie konnten mit noch so vielen Pferden nicht von der Stelle geschafft werden. Klare Perlen von Schweiß und Thränen liefen an den Glocken herunter. Als man sie aber an Ort und Stelle zurückbrachte, ging Alles ohne Schwierigkeit von Statten. Der Sinn dieser Sage liegt auf der Hand: „unsere Glocken sind so schön, daß sie uns für kein Geld feil sein sollten.“ – Aehnliches

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_205.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)