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gepriesenen Saaten verderben: „man hat es verschiert.“ (Stader Sonntagsbl. 1855, № 34.) Sehr stark ist dieser Glaube in Italien: ja, daß er schon im heidnischen Alterthum herrschend war, zeigt unter anderen Schiller’s Ballade: der Ring des Polykrates. Man könnte ihn hingehn lassen, wenn er nichts wäre, als ein Ausdruck der Wandelbarkeit menschlicher Schicksale, oder ein Zurückweisen frevelhaften Glückesstolzes. Allein offenbar geziemt er sich nicht für den Christen, sofern er ein heidnisches Fatum und neidische Schicksalsmächte voraussetzt. Der Christ weiß, daß er in der Hand des himmlischen Vaters steht, von welchem alle gute Gabe herkommt, und welcher auch das Böse zum Guten lenkt: er spricht also nicht: Unberufen?

8. In unserer alten Polizei-Ordnung von 1668 Kap. 1. heißt es: „Als wir auch glaubwürdig berichtet werden, daß in diesen Unseren Herzogthümern sich Leute anfinden sollen, die keine Scheu tragen (wiewohl dennoch außer Gespräch und Gemeinschaft mit dem Teufel) des Wahrsagens, Christallsehens, Planetenlesens, Käseschneidens, Mißbrauchung des Evangelii St. Johannis (dies bezieht sich ohne Zweifel auf die damaligen Schwärmereien eines Petersen und Dippel), Siebe-, Schlüssel- und Buchlaufens oder Drehens, Augenausschlagens, Segensprechens, Bötens, Stillens und anderer abergläubischer und verbotener Mittel sich zu gebrauchen; So setzen, ordnen und gebieten Wir hiermit und Kraft dieses, daß hinführo jedermänniglich sich solches abgöttischen Aberglaubens enthalte, oder, im Verbleiben dessen, ohnfehlbar gewärtig sey, daß er zu ernster, willkührlicher Strafe gezogen, auch nach Beschaffenheit der Sachen an Gut, Ehre, Leib und Leben gestraffet werde.“ – Sind solche Künste noch jetzt üblich?

Eine Verordnung vom 5. Februar 1683 verbietet die auf dem Lande eingerissenen bösen Gewohnheiten von Begehung des Osterfeuers, Meygreffschaften und Pfingstbiers. Der Maigraf scheint eine Figur aus uralten, vielleicht heidnischen Zeiten zu sein. Man hatte nämlich eine Frühlingsfeier, wobei der schönste Bursch des Dorfes zum Maigrafen ernannt wurde; aber sie

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_209.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)