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kann jener sich bei der Menge ähnlicher erratischer Blöcke in unseren Gegenden nicht geirrt haben – als plutonisches Gestein niemals eine Versteinerung enthalten; zweitens aber könnte niemals der gesammte Schlangenkörper mit Flelsch und allen Weichtheilen versteinern, es würde von ihm, wie bei allen Fossilien, nur das Knochengerüste erhalten sein. Es ist also unmöglich eine Versteinerung, es ist ein Menschenwerk.

Dem Monument der Schlange möge sich ein Schlangenglaube hier aus der Provinz anschließen; er betrifft die unschuldige und doch so gefürchtete Blindschleiche; „Hatworm“ nennt sie das Landvolk, und ruft auf der Geest zwischen Stade und Harburg jemand: „de Hatworm,“ so rennt alles aus dem Wege, selbst ein Fuder Heu weicht ihm aus; denn „he springt,“ und wenn einer auf ihn tritt oder über ihn fährt, „dem springt he vör de Boss (Brust) un he ward blind.“ Um Nordheim im Göttingischen heißt die Blindschleiche „Haselworm“ oder „Hasselworm,“ und man meint, sie spränge wie Glas, wenn man sie mit der Haselgerte berühre. Bekanntlich springt bei ihr, wie bei der ebenso falsch als giftig gefürchteten Eidechse, der Schwanz unter einem einfachen Ruthenstreiche ab.“


Herr Superintendent Wiedemann schreibt mir ferner, nachdem er den Drachenstein an Ort und Stelle genau untersucht hatte, Folgendes:

„Daß nicht von Menschen- oder Künstler-Hand das Bild der Schlange auf dem Granitblock ausgehauen worden ist, zeigt schon ein flüchtiger Blick auf den Stein, denn auch mit bewaffnetem Auge wird man keine Spur eines Meißels entdecken können. Woher sollte der Idiot die naturgetreue Gestalt nehmen? Schlangen von elf Fuß Länge hat es hier zu Lande nie gegeben. Ein Künstler kann die Gestalt nicht dargestellt haben; dawider spricht Folgendes.

Ich setze voraus, der Stein war nicht größer wie jetzt, als er aus seinem ursprünglichen Lager und aus seiner frühern Stellung durch eine Erdrevolution gehoben wurde. Die jetzt nach oben gekehrte Seite mißt 7 Fuß Länge und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)