Seite:Landesbibliothek (Brambach 1875) 22.jpg

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zur Aufnahme der im Jahre 1872 aus der Hof- in die Staatsverwaltung übergegangenen wissenschaftlichen Anstalten, der Bibliothek, der Naturalien- und Antiquitätensammlung bestimmt. Dem Baumeister fiel die schwierige Aufgabe zu, zwei verschiedene Arten der Aufstellung in demselben Bau zu ermöglichen. Einerseits waren für die Kasten und Tische der Naturalien und Anticaglien sowie für die grösseren Monumente freie Zugänge mit reichlichem Lichte zu schaffen, andererseits erforderte die Bibliothek eine engere Stellung der Bücherbehältnisse. Was also in dem unteren Stockwerke, welches für die Naturalien und Alterthümer bestimmt ist, nothwendig war, eine weite Stellung der Fensterachsen, musste in dem für die Büchersammlung eingerichteten oberen Stockwerke einigen Raumverlust herbeiführen. In der That ist der Zwischenraum der coulissenartig zwischen den Fenstern einspringenden Büchergestelle etwas grösser, als für die Beleuchtung und Lüftung der Bibliothek nothwendig wäre. Indessen ist der Raumverlust kein übermässiger, und die gewonnene grössere Helligkeit und Freundlichkeit der meisten Raumabschnitte bietet dafür einen nicht zu unterschätzenden Ersatz. Im Ganzen ist der Compromiss zwischen Bibliothek- und Museumsanlage dem Baumeister wohl gelungen.[1]

Durch den Haupteingang des Gebäudes, in der Mitte der Nordseite, gelangt man in einen gewölbten Vorplatz, von wo links das Naturalienkabinet, rechts die Alterthumshalle zugänglich ist. Geradeaus führt die Haupttreppe zur Bibliothek, und zwar geht der Weg von der oberen Treppenmündung links zum Bücherausleihezimmer, geradeaus durch einen Vorplatz in das Lesezimmer. Zwischen dem Lese- und Ausleihezimmer befinden sich die Bureaux der Bibliothekare, nämlich das Hauptbureau mit den daran anstossenden Katalog-, Directions- und Ansprachzimmern. Diese Räume stehen sämmtlich in unmittelbarer Verbindung. Sie sind mit Gasleitung versehen und haben combinirte Dampf- und Wasserheizung mit Heisswasseröfen.

Westlich von der Haupttreppe liegt eine gewölbte Seiten- oder Speichertreppe. Dieselbe stösst auf dem zweiten Stockwerke an eine eisenbeschlagene Thüre und ermöglicht durch diese einen bei Feuersgefahr sicheren Weg zum Aufbewahrungsorte der werthvollsten Handschriften.

Vom Ausleihezimmer sind die auch hier durch eine eiserne Thüre abschliessbaren Bücherräume unmittelbar zugänglich. Ausserdem haben letztere zwei directe grosse Eingänge im Treppenhause, so dass im Ganzen vier untereinander unabhängige Zugänge vorhanden sind. Der noch nicht in Benutzung gezogene westliche Flügel des Hauses kann ebenfalls mit einem selbständigen Eingang versehen werden.

Der Boden der Bücherräume ruht in den Zwischenbauten und Pavillons auf steinernen Säulen; er hat Holzgebälk, was unbedenklich zugelassen werden


  1. Eine Beschreibung des Baues befindet sich in der Schrift: „Karlsruhe im Jahre 1870. Baugeschichtliche und ingenieurwissenschaftliche Mittheilungen,“ (zur 16. Versammlung deutscher Architecten und Ingenieure 1872 herausgegeben). Derselben Schrift sind unsere beiden Holzschnitte entnommen.