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Gnathonides. Du hast doch immer zu scherzen beliebt. Allein – wo wird denn gespeist? Ich habe ein nagelneues Lied, ganz frisch gedichtete Dithyramben mitgebracht.

Timon. Komm, du sollst mir eine rührende Elegie unter meiner Hacke singen [schlägt ihn].

Gnathonides. Was ist das? Du schlägst mich, Timon? Ich rufe Zeugen. Herkules! Au weh! weh! Du hast mich blutig geschlagen, ich verklage dich beim Areopagus.

Timon. Warte ein Bischen, dann kannst du doch sagen, ich hätte dich zu todt geschlagen.

Gnathonides. Halt, meine Wunde wirst du bald geheilt haben, wenn du nur ein bischen Gold darauf legen willst. Gold ist gar wirksam, das Blut zu stillen.

Timon. Bist du noch da?

Gnathonides. Ich gehe ja, ich gehe. – Aber wart, du sollst es mir bereuen, daß du aus einem so tractabeln Kerl dieser Grobian geworden bist.

47. Timon. Was kommt aber dort für ein Glatzkopf? Ha, Philiades, der abgefeimteste von allen Schmarotzern. Dieser Bursche hat ein ganzes Landgut und zwei Talente zur Ausstattung seiner Tochter von mir bekommen, als er einmal, da ich gesungen hatte, und alle Andern stille schwiegen, mein Singen ganz allein lobte und sich verschwor, ich sänge melodischer als ein sterbender Schwan. Und neulich, als ich krank und elend zu ihm kam, und ihn um eine Unterstützung ansprach, hat er mir noch obendrein Streiche aufgemessen.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)