Seite:Lucians Werke 0156.jpg

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vergreifen. – Aber ich sehe schon, Juno, der Gedanke an Semele läßt deiner Eifersucht keine Ruhe: darum suchst du auch das rühmlichste Verdienst des Bacchus gehässig zu machen.


XIX. Warum Amor einige Göttinnen verschone.
Venus. Amor.

1. Venus. Wie kommt es doch, Amor, daß du über alle übrigen Götter, über Jupitern, Neptun, Apoll, die Rhea, und mich selbst, deine leibliche Mutter, Meister geworden bist, und nur der Minerva nichts anhaben willst, und daß nur für diese deine Fackel keine Zündkraft, dein Köcher keine Pfeile hat?

Amor. Ich fürchte mich vor ihr, liebe Mutter; sie hat einen schrecklich rollenden Blick und ein so strenges mannhaftes Aussehen. Wenn ich auch mit gespanntem Bogen mich ihr nähere, so schüttelt sie ihren Helmbusch und bringt mich so außer Fassung, daß ich zittere, und die Pfeile mir aus den Händen gleiten.

Venus. Ist denn Mars nicht noch furchtbarer? und dennoch hast du ihn entwaffnet und überwunden.

Amor. O, der läßt mich recht gerne herankommen, und ruft mich wohl selbst. Minerva aber sieht mich immer so mißtrauisch an, und als ich einmal von ungefähr an ihr vorbeiflog, und ihr mit der Fackel etwas zu nahe kam, so fuhr sie auf und sagte: bleibe mir vom Leibe, oder, bei meinem

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)