Seite:Lucians Werke 0162.jpg

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ganz kundig seyn, da du, wie verlautet, gar oft, den Anchises zu besuchen, hier gewesen bist.

Venus. Mit solchen Neckereien bringst du mich nicht auf, Juno!

6. Merkur. Ich werde euch den Weg schon zeigen: ich war ja auch oft und viel auf dem Ida, als Jupiter in den phrygischen Knaben[1] verliebt war: damals schickte er mich einmal um das andere hieher, um nach dem Jungen zu sehen. Und als er sich in den Adler verwandelte, flog ich neben ihm her, und half ihm seinen Liebling tragen. Und wenn ich mich recht erinnere, so war es gerade dieser Fels, von welchem er ihn entführte. Der Knabe saß eben bei seiner Heerde, und blies auf der Hirtenflöte, als Jupiter hinter ihm herabgeflogen kam, so sanft als möglich die Krallen um ihn schlug, die Kopfbedeckung desselben mit dem Schnabel faßte, und so den bestürzten Knaben in die Lüfte führte, der mit zurückgebogenem Nacken angstvoll zu ihm emporblickte. Ich hob inzwischen die Flöte auf, die er vor Schrecken hatte fallen lassen. – – Aber jetzt sind wir unserem Schiedsrichter so nahe, daß wir ihn anreden wollen. Guten Tag, Kuhhirt!

7. Paris. Dir auch so viel, junger Mann. Was bringt dich zu mir hieher? Und was hast du da für Weiber bei dir? Sie sehen keinen Gebirgsbewohnerinnen gleich, dazu sind sie zu schön.

Merkur. Es sind keine Weiber, mein guter Paris. Die Juno, die Minerva, die Venus siehst du hier vor dir, und mich den Merkur, den Jupiter gesandt hat, dir zu sagen –


  1. Ganymed.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)