Seite:Lucians Werke 0165.jpg

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behexen könnte. Ueberhaupt sollte man ihr gar nicht erlauben, mit angenommenen Reizen und aufgelegter Hautfarbe, wie eine ächte Buhlerin, zu erscheinen, statt ihre Schönheit einfach und natürlich zu geben, wie sie ist.

Paris. Sie haben Recht, was den Gürtel betrifft: lege ihn ab.

Venus. Und warum nimmst denn du nicht auch deinen Helm ab, Minerva, und zeigst dich in bloßem Kopfe? Willst du etwa mit dem Schütteln deines Busches den Richter einschüchtern?[1] Oder fürchtest du, die Häßlichkeit deiner Eulenaugen möchte an den Tag kommen, wenn das Furchtbare, welches ihnen der Helm giebt, fehlt?[2]

Minerva. Hier liegt mein Helm.

Venus. Hier auch mein Gürtel.

Juno. Entkleiden wir uns! – –

10. Paris. O wunderthätiger Jupiter! Welch ein herrlicher köstlicher Anblick! Was das eine Jungfrau ist? – Und diese da, welche königliche Erscheinung, welcher Glanz der Majestät strahlt von ihr aus, wie so ganz des Jupiter’s würdig! – Und die dritte, ach! wie die so süß blickt! wie reizend, wie hinreißend sie lächelt! – Doch – zu viel der Wonne auf einmal. Ich will, wenn es euch gefällt, jede abgesondert von den übrigen betrachten; denn wie ihr jetzt vor mir steht, komme ich zu keinem Urtheil: ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinsehen soll, so sehr werden meine Blicke von allen Seiten angezogen.


  1. S. oben XIX. 1.
  2. S. oben VIII, 2.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)