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2. Chiron. Gar nicht übel, Menippus. Die allgemeine Gleichheit führt ein schönes, volksthümliches Verhältniß herbei, und es ist wirklich so ziemlich gleichgültig, ob man am Tageslicht oder in dieser Finsterniß sich befindet, außer daß man hier der Obliegenheit entbunden ist, essen nun trinken zu müssen.

Menippus. Gib acht, Chiron, daß du nicht mit dir selbst in Widerspruch geräthst, und am Ende auf denselben Punkt zurückkommst, von dem du dich doch entfernen wolltest.

Chiron. Wie so?

Menippus. Ich meine, wenn das ewige Einerlei im Leben dir zum Ekel ward, so dürfte bei der Einförmigkeit des hiesigen Aufenthalts leicht derselbe Fall eintreten; und da müßtest du denn eine neue Veränderung, einen Uebergang von da in ein anderes Leben suchen, was meines Erachtens unmöglich ware.

Chiron. Was ist da zu thun, Menippus?

Menippus. Ich dächte, was die bekannte Regel besagt: der Vernünftige soll zufrieden seyn mit dem, was da ist, und nichts für unerträglich halten.


XXVII. Diogenes, Antisthenes, Crates und ein Bettler.

1. Diogenes. Hört einmal, Antisthenes und Crates: da wir ja doch nichts zu thun haben, wollen wir nicht einen Spaziergang nach dem Eingange machen, und sehen, wer die Neuankommenden sind, und wie sich Jeder von ihnen geberdet?

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)