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Wenn du freilich den Himmel besteigen dürftest, so wären wir aller Mühe überhoben: denn von da könntest du, wie von einer Warte, das Ganze genau betrachten. Allein, da du stets mit den Schatten der Todten verkehrest, so ist dir nicht erlaubt, Jupiter’s Himmelsburg zu betreten; und so bleibt uns nichts übrig, als nach irgend einem hohen Berge uns umzusehen.

3. Charon. Du weißt, Merkur, was ich euch zu sagen pflege, wenn wir auf dem See sind? Wenn da ein Windstoß schief in das Segel fährt, und die Wellen hoch gehen, so schreit ihr, die ihr doch von der Sache nichts verstehet, der Eine, ich soll das Segel einziehen, ein Anderer, ich soll es weiter auslassen, wieder ein Anderer, man müsse vor dem Winde fahren. Da ermahne ich euch jedesmal zur Ruhe: ich müsse am besten wissen, was zu thun sey. So thue nun auch du, was du fürs Beste hältst: du bist jetzt mein Steuermann; und ich werde, wie ein Passagier soll, stille und bescheiden dasitzen und mich in Allem deinen Anordnungen fügen.

Merkur. Vernünftig gesprochen: denn ich werde am besten wissen, was zu thun ist, und bald einen bequemen Standpunkt ausfindig gemacht haben. – Laß einmal sehen, ob wir den Caucasus dazu brauchen können – oder wäre der Parnassus höher? Oder ist der Olymp höher als beide? Halt – beim Olympus fällt mir etwas ein, das nicht uneben seyn sollte. Aber du müßtest mir ein bischen Hand anlegen helfen.

Charon. Befiehl nur: ich will thun, was ich kann.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0308.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)