Seite:Lucians Werke 0325.jpg

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die eine mit Gewalt hervorsprudelnde Quelle bildet, und aus deren Zusammenhäufung der Schaum entsteht? Viele derselben sind nur klein, und platzen und verschwinden im Augenblicke. Einige aber dauern länger aus, und indem sich mehrere andere mit ihnen vereinigen, blähen sie sich auf und schwellen zu bedeutender Höhe an: allein – es kann nun einmal nicht anders seyn – nach einiger Zeit platzen auch diese. Siehe hier das Bild des Menschenlebens. Alle werden mit Lebenshauch angeschwellt, die Einen mehr, die Andern weniger. Bei Vielen hält dieser Hauch einige, doch nur kurze Zeit aus: Andere verschwinden zugleich mit dem Entstehen; zerplatzen aber müssen sie Alle.

Merkur. Deine Vergleichung ist nicht minder glücklich, als die des Homer, der das Menschengeschlecht mit Baumblättern vergleicht.[1]

20. Charon. Ungeachtet nun, daß es sich so mit ihnen verhält, sehen wir sie gleichwohl mit einander um den Besitz von Gewalt, Ehrenstellen und Reichthümern ringen und wetteifern, während sie doch alles dieses einst zurücklassen und mit einem einzigen Obolus sich bei uns einstellen müssen. Meinst du also nicht, ich soll, da wir nun schon auf der Höhe stehen, ihnen, so laut ich kann, zurufen, eitler Bemühungen sich zu enthalten und im Leben stets den Tod vor Augen zu haben? Ich würde ihnen sagen: „O ihr Narren, was bemüht ihr euch um solcherlei Dinge? Hört auf, euch zu plagen! Ihr werdet nicht immer leben, und keines der hier viel geltenden Dinge ist von ewiger Dauer: Keiner von


  1. Iliade VI, 146. ff.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0325.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)