Seite:Lucians Werke 0376.jpg

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und natürliches Wesen anzunehmen sich bemühte, doch nichts weniger als natürlich war. Denn ich fand bald, daß die anscheinende Nachlässigkeit ihres lockigen Haares, so wie der Faltenwurf ihres Gewandes etwas Affectirtes hatte, das eine geheime Absicht verrieth. Es wurde mir immer deutlicher, daß sie sich sorgfältig geputzt hatte, und sich des scheinbar Ungekünstelten in ihrem Aeußern nur bediente, um desto liebenswürdiger zu seyn. Sogar aufgelegtes Weiß und Roth glaubte ich zu bemerken. Ihre Worte waren einschmeichelnd, wie die einer Buhlerin. Die Artigkeiten, die ihr von ihren Liebhabern über ihre Reize gesagt wurden, hörte sie mit sichtbarem Wohlgefallen an, und eben so bereitwillig war sie, die Geschenke, die ihr der Eine oder Andere in die Hand drückte, anzunehmen. Während sie nur immer die Reichsten neben sich sitzen ließ, würdigte sie die Aermern ihrer Anbeter auch keines Anblicks. Und mehreremal, wenn sich ihr Gewand von Ungefähr verschob, sah ich, daß sie goldene Ketten, dicker als ein Aal, um den Hals hatte. Nach solchen Entdeckungen gieng ich wieder des Weges, den ich hergekommen war, und bedauerte nur die armen Narren, die sich von einer solchen Dirne nicht an der Nase, aber an dem Bart herumführen ließen, und, wie einst Ixion, statt der Juno ein nichtiges Schattengebilde umarmten.

13. Plato. Darin magst du Recht haben. Die Thüre der Philosophie liegt nicht so im Anlaufe, daß sie Jeder finden könnte. Uebrigens haben wir heute eben auch nicht nöthig, uns in ihre Wohnung zu verfügen. Wir können sie hier im Ceramikus erwarten: denn sie wird nun bald aus

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0376.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)