Seite:Lucians Werke 0404.jpg

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den Felsen[1] strich man dem Raube nach, wo man sich recht unbemerkt glaubte? Aber nun sollst du an den Kiemen aller Welt zur Schau aufgehangen werden. – Nehmen wir aber zuvor den Angelhaken mit der Lockspeise heraus. Siehe da! der Haken ist leer! Er hat die Feige sammt dem Goldstücke bereits im Bauche.

Diogenes. Zum Henker, er soll sie von sich geben. Wir brauchen sie noch für Andere.

Freymund. Allerdings. Aber wie, Diogenes! kennst du ihn nicht? geht er dich nichts an?

Diogenes. Nicht das Mindeste.

Freymund. Nun, wie hoch sollen wir ihn schätzen? – Siehst du, das ist eben der, den ich neulich um zwei Obolen ausbot.

Diogenes. Immer noch zu viel für den. Er ist ungenießbar, häßlich von Ansehen, hat ein hartes Fleisch: er ist gar nichts werth. Wirf ihn kopfüber den Felsen hinab. Laß die Schnur noch einmal hinunter, um einen Andern zu fangen. Nur nimm dich in Acht, Freymund, daß die Ruthe nicht bricht!

Freymund. Sorge nicht: sie sind leicht, sie wiegen nicht schwerer als Häringe.

Diogenes. Und haben auch nicht mehr Gehirn.[2] Ziehe sie immer herauf!

Anmerkungen

  1. D. h. (wie es scheint) in den Winkelgäßchen am felsigten Fuße der Acropolis.
  2. So traf Wieland glücklich den Sinn des Wortspiels ἀφύαι und ἀφυέστατοι.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0404.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)