Seite:Lucians Werke 0422.jpg

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Megapenthes. Je nun, das that ich wohl früher. Allein jetzt bin ich klüger.

Clotho. Dein Sohn wird dir bald hieher folgen: der neue Herrscher wird ihn aus der Welt schicken.

11. Megapenthes. So versage mir wenigstens dieses Einzige nicht, o Parze!

Clotho. Nun was denn?

Megapenthes. Ich möchte nur sehen, wie es nach meinem Tode in meinem Hause gehen wird.

Clotho. Das will ich dir sagen. Es wird deinen Verdruß nur vermehren. Dein ehemaliger Sclave Midas heirathet deine Gemahlin, welche schon längst mit demselben im Ehebruch lebte.

Megapenthes. Wie, der verfluchte Bube, welchem ich auf ihre Bitte die Freiheit schenkte?

Clotho. Deine Tochter wird unter die Beischläferinnen des jetzigen Tyrannen gesteckt; die Standbilder und Ehrensäulen, welche dir die Stadt ehemals setzen ließ, werden unter großem Gelächter der Zuschauer sämmtlich umgeworfen werden.

Megapenthes. Sage mir aber, wird sich von meinen Freunden Keiner diesem Verfahren mit dem tiefsten Unwillen widersetzen?

Clotho. Wer war denn je dein Freund? Wie hätte es je Einer werden können? Weißt du denn nicht, daß alle Jene, die vor dir krochen, die jedes deiner Worte und jede deiner Handlungen an den Himmel erhoben, dieß Alles nur aus Furcht oder Hoffnung thaten, und, indem sie dem Augenblicke

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0422.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)