Seite:Lucians Werke 0424.jpg

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ob sie ganz ohne Zeugen wären. Wie der Bursche seine Lust befriediget hatte, warf er einen Blick auf mich und indem er sagte: „Sieh’, scheuslicher Kerl, das ist für die vielen Schläge, die ich unschuldig von dir erhalten habe,“ zupfte er mich an dem Barte, gab mir Ohrfeigen, räusperte sich dann, so breit er konnte, spuckte mir in’s Gesicht und lief mit den Worten davon: „Fahre zur Hölle, Verfluchter!“ Es kochte in mir; und doch, starr und abgestorben, wie ich war, konnte ich nichts machen. Aber die verfluchte Dirne, wie sie Leute kommen hörte, befeuchtete ihre Augen mit Speichel, als ob sie über meiner Leiche geweint hätte, rief mich bei Namen und entfernte sich heulend. Wenn ich diese Beiden kriegen könnte – –

13. Clotho. Laß dein Drohen. Steige ein, denn es ist Zeit, daß du vor Gericht erscheinest.

Megapenthes. Wie? vor Gericht? Wer wird es wagen, über einen Alleinherrscher zu Gerichte zu sitzen?

Clotho. Ueber den Alleinherrscher freilich Niemand, aber über den Todten, Rhadamanthus, der Gerechte, welcher, wie du nun bald sehen wirst, Jedem nach Verdienst sein Urtheil spricht. Jetzt, ohne weitere Umstände voran!

Megapenthes. O Parze! Mache mich vom Könige zum gemeinsten Manne, mache mich zum Bettler, zum Sclaven, nur laß mich wieder in’s Leben zurück!

Clotho. Wo ist der mit dem Knittel? Heda, Merkur! ziehet ihn an den Füßen hinein: freiwillig geht er nicht.

Merkur. Willst du folgen, Ausreißer? Marsch! Hier, Fährmann, nehme ihn in Empfang. Aber verwahre ihn –

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0424.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)