Seite:Lucians Werke 0428.jpg

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seine auf silbernen Fußgestellen liegenden Ruhepolster betrachtete, so pries ich ihn wahrhaft glücklich. Und vollends der köstliche Dampf der Speisen, die für seine Tafel zubereitet wurden, der mir gewaltig in die Nase stach – Alles dieß ließ mich in ihm ein dreimal seliges Wesen erblicken, das an Herrlichkeit und Größe wenigstens eine große Elle über den Sterblichen emporragte. Und wie stolz fühlte er sich in seinem Glück, wie majestätisch war sein Gang, wie vornehm die Haltung seines Kopfes, und sein Blick wie furchtbar für Alle, die sich ihm nahten! Und nun, da er tobt und aller seiner Herrlichkeit entkleidet ist, muß ich lachen, so oft ich ihn ansehe; doch noch mehr über mich selbst, daß ich einfältig genug war, ein Scheusal, wie dieses, anzustaunen, von seinem Küchendampf auf seine Glückseligkeit zu schließen, und wegen des Blutes lakonischer Meerschnecken ihn selig zu preisen.

17. Als ich aber vorhin auch noch den reichen Wechsler Gniphon sah, wie er seufzte, und es bitter bereute, sein Geld nicht genossen, sondern das ganze große Vermögen unberührt dem lüderlichen Rhodochares, seinem nächsten Anverwandten und gesetzlichen Haupterben, hinterlassen zu haben, da konnte ich nicht satt werden, ihn auszulachen, um so mehr, da ich mich gar zu wohl erinnerte, wie blaß und schmutzig der Mensch immer aussah, wie das beständige Sorgen und Trachten seine Stirne gefurcht hatte, wie er nur dann seines Reichthums froh war, wann er seine Finger in Thätigkeit setzte, Talente und Zehntausende [von Drachmen] zu zählen; kurz welche unsägliche Mühe er sich gab, bei Hellern und Pfennigen ein Vermögen zusammenzukratzen,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0428.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)