Seite:Lucians Werke 0446.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

darum bemühen und Etwas dafür thun zu dürfen. Und wirklich ist gerade das Gegentheil der Fall! Ich wüßte keine Worte zu finden, die vielen Unbequemlichkeiten, die unerträglichen Plackereyen zu schildern, welchen ein solcher gelehrter Hausfreund sich zu unterziehen hat. Es gehört wahrlich eine mehr, als gewöhnlich, dauerhafte Gesundheit dazu, um die Tausende von alltäglich vorkommenden Beschwerlichkeiten auszuhalten, welche den Körper bis zur äußersten Erschöpfung abmüden und am Ende verzehren. Ich werde unten an seinem Orte wieder auf diesen Punkt zurückkommen, wo auch von den übrigen Beschwerden dieser Lage die Rede seyn wird. Für jetzt begnüge ich mich, gezeigt zu haben, wie auch Diejenigen nicht die Wahrheit sagen, welche mit diesem zweiten Grunde den Verkauf ihrer Freiheit rechtfertigen wollen.

7. Noch ist Ein Grund, nämlich der wahre und eigentliche, übrig, den sie freilich durchaus nicht Wort haben. Um des Wohllebens willen, und angelockt von vielen glänzenden Aussichten, drängen sie sich in der Vornehmen Häuser; der Anblick so vielen Goldes und Silbers blendet sie, an jenen Tafeln zu sitzen, in jenen Genüssen zu schwelgen, däucht ihnen das höchste Glück; die schwärmerische Hoffnung, ihren Golddurst hier in vollen Zügen befriedigen zu können, hat sich ihrer bemächtigt. Das ist’s, was sie verführt und was sie aus freien Männern zu Knechten macht: nicht der Mangel am wenigen Nothdürftigen, den sie vorgeben, sondern die Sucht nach dem Ueberflüssigen und das Trachten nach einem kostbaren Vielerlei. Dafür werden sie denn auch behandelt

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0446.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)