Seite:Lucians Werke 0462.jpg

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nach dem Sprüchwort, wie dem Opfer des Mandrabulus,[1] das heißt, mit jedem Tage schlechter; und mit jedem Schritte kommst du weiter zurück.

22. Allgemach dämmert die Wahrheit dir auf, und du beginnst einzusehen, daß jene schimmernden Hoffnungen nicht als goldfarbige Saifenblasen waren; und daß hingegen die wirklichen Beschwerden, die du dir aufgeladen, eben so lästig als unvermeidlich und anhaltend sind. Du wirst mich fragen, welche Beschwerden das seyen, und wirst mir gestehen, nicht zu begreifen, wie mit einem solchen Verhältnisse Mühseligkeiten und unerträgliche Lasten verbunden seyn können. Wohlan, mein Lieber, suchen wir also das Mühselige dieser Lage auf, und nicht blos Das, sondern auch das Schmähliche, Niederträchtige, mit Einem Wort, das Knechtische derselben – ein Punkt, bei welchem mit besonderer Aufmerksamkeit zu verweilen ist.

23. Wisse also für’s Erste, daß du mit dem Eintritt in ein solches Haus, in dessen Dienstbarkeit du dich verkauft hast, aufhören mußt, dich für einen freien Mann von guter Herkunft zu halten. Alle jene Rechte, welche deine freie Geburt und das Ansehen deiner Vorältern dir geben, mußt du vor der Schwelle lassen: denn Eleutheria[2] würde es verschmähen,


  1. Mandrabulus aus Samos gelobte der Juno für einen gefundenen großen Schatz ein jährliches reiches Opfer. Im ersten Jahre brachte er ihr ein goldenes Schaf dar, im zweiten ein silbernes, im dritten ein kupfernes, im vierten und in den folgenden Nichts.
  2. Die Freiheit.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0462.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)