Seite:Lucians Werke 0536.jpg

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23. Hermotimus. Nun also, Lycinus, verdiente es eine solche Stadt nicht, daß alle Menschen sich eifrigst um das Bürgerrecht in derselben bewärben, ohne die Beschwerde der Wanderung in Anschlag zu bringen, noch sich von der Länge der Zeit, die sie erfordert, abschrecken zu lassen, da ihnen ja bei ihrer Ankunft in derselben die Aufnahme in die Zahl der Bürger und der Genuß dieses Rechtes bevorsteht?

Lycinus. Ja, bei’m Jupiter, Hermotimus! Darnach sollte Jeder vor Allem, und mit Hintansetzung alles Uebrigen trachten. Und wen sein bisheriges Vaterland festhalten will, der soll sich daran nicht kehren: wen Aeltern oder Kinder mit Thränen bitten, da zu bleiben, der soll sich dadurch nicht weichherzig machen lassen, sondern im Gegentheile sie auffordern, mit ihm die gleiche Wanderung anzutreten; und wollen oder können sie nicht, so reiße er sich los von ihnen, und schreite gerade auf jene Heimath seliger Wonne zu. Ja auch den Mantel werfe er von sich, wenn dieser im raschen Laufe ihn hindern sollte. Denn abgewiesen zu werden, auch wenn er unbekleidet dort ankäme, darf Keiner befürchten.

24. Vor Jahren habe ich wirklich einmal einen alten Mann erzählen hören, wie es sich mit dieser Stadt verhält: er sprach mir sehr zu, ihn dahin zu begleiten, bot sich mir zum Führer an, und versprach mir, mich als Bürger einzuschreiben, und zu seinem Stammes- und Zunftgenossen zu machen, damit ich gleiches Glück mit allen Uebrigen genösse.

Aber ich folgte ihm nicht im Unverstande der Jugend;[1]


  1. Parodie von Il. V, 201.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0536.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)