Seite:Lucians Werke 0551.jpg

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oder uns den Vorwurf machen zu lassen, als hätten wir nach Gunst entschieden.

36. Hermotimus. Wie mir scheint, Lycinus, so hast du nicht recht verstanden, was ich sagen wollte.

Lycinus. So erkläre dich deutlicher, wenn das nicht der Sinn deiner Worte war.

Hermotimus. Du sollst gleich sehen, was ich meine. Denke dir, es wären ihrer zwei in den Tempel des Aesculap oder des Bacchus gegangen, und gleich darauf wäre eine Schaale aus dem Tempelschatze vermißt worden. Man wird also bei den beiden Männern nachsuchen müssen, um zu sehen, welcher von ihnen die Schaale zu sich gesteckt habe?

Lycinus. Versteht sich.

Hermotimus. Also Einer von Beiden muß sie haben?

Lycinus. Nicht anders, weil sie auf einmal verschwunden ist.

Hermotimus. Wenn man sie nun gleich bei dem Ersten findet, so wird man den Zweiten nicht mehr aufsuchen, weil er sie unmöglich haben kann?

Lycinus. Das ist klar.

Hermotimus. Und findet man sie bei dem Ersten nicht, so hat sie der Zweite, und es bedarf eben so wenig einer Nachsuchung: nicht wahr?

Lycinus. So ist’s.

Hermotimus. Wenn wir also die Schaale bei den Stoikern gefunden, so werden wir nicht noch bei Andern suchen wollen, da wir ja nun haben, was wir so lange suchten: oder wozu sollten wir uns noch fernere Mühe geben?

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 551. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0551.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)