Seite:Lucians Werke 0559.jpg

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hätte. Wir wollten aber nicht bloß einen schönen, sondern den schönsten aller Menschen sehen; und so lange wir diesen nicht ausfindig machen, haben wir nichts ausgerichtet. Denn es darf uns nicht bloß an der nächsten besten schönen Gestalt genügen, die uns aufstößt, sondern wir haben die vollkommenste Schönheit aufzusuchen; und diese kann nothwendig nur Eine seyn.

45. Hermotimus. Sehr wahr.

Lycinus. Nun also, lieber Hermotimus, kannst du mir Einen nennen, der alle Wege in der Philosophie versucht hat, und recht vertraut ist mit der Lehre des Pythagoras, des Plato, des Aristoteles, des Chrysipp, des Epikur und aller Uebrigen, und der am Ende aus allen diesen Wegen denjenigen sich auserlesen, der sich ihm als der wahre und einzig zur Glückseligkeit führende erprobt hatte? Sobald wir diesen Mann gefunden haben, brauchen wir uns keinen Augenblick länger zu bemühen.

Hermotimus. Es wird eben nicht leicht seyn, einen solchen ausfindig zu machen.

46. Lycinus. Was thun wir also, Freund? Aufgeben, dächt’ ich, sollten wir unser Beginnen darum noch nicht, wenn wir auch vor der Hand nicht so glücklich sind, einen Führer dieser Art zu besitzen. Das Beste und Sicherste ist doch wohl: Jeder von uns macht sich selbst an das Geschäft, geht von Schule zu Schule, und erkundigt sich und prüft recht genau, was in jeder derselben gelehrt wird.

Hermotimus. So ergiebt sich’s freilich aus dem Bisherigen: allein wenn uns nur nicht im Wege stände, was du vorhin selbst angeführt hast, daß es nicht leicht ist, nachdem

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 559. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0559.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)