Seite:Lucians Werke 0563.jpg

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Bestimmtheit wissen, ob es wirklich das ist, was wir suchen. Denn es sind der Dinge gar so viele, die sich einander gleich sehen, und von denen jedes das Wahre seyn will.

49. Hermotimus. Ich weiß nicht, Lycinus, wie es kommt, daß zwar Alles, was du sagst, mir ganz vernünftig zu seyn scheint, daß ich aber gleichwohl (um die Wahrheit zu gestehen) mit diesen deinen unnöthigen und weitläuftigen Grübeleien nichts weniger als zufrieden bin. Fast sollte ich denken, ich sey heute nicht zur guten Stunde aus dem Hause gegangen, um dir zu begegnen; denn schon war ich so nahe dem Ziele meiner Wünsche; und nun hast du mich in Hoffnungslosigkeit zurückgeworfen, indem du mir die Unmöglichkeit, die Wahrheit zu finden, zeigtest, zu deren Aufsuchung so viele Jahre erforderlich seyn sollen.

Lycinus. Nicht mir, guter Hermotimus, sondern vielmehr deinem Vater Menekrates und deiner Mutter (wie sie hieß, weiß ich nicht), oder vielmehr der menschlichen Natur hast du Vorwürfe zu machen, daß dir nicht das lange Leben eines Tithόnus angeboren worden, und daß die Lebensdauer eines Sterblichen – wenn’s auf’s höchste kommt - auf hundert Jahre beschränkt ist. Ich that weiter nichts, als daß ich, gemeinschaftlich mit dir suchend, auf ein sehr natürliches Ergebniß kam.

50. Hermotimus. Nein, du bist von jeher ein Spötter gewesen, und ich weiß nicht, was dir die Philosophie und die Philosophen zu Leide gethan haben, daß sie die beständige Zielscheibe deiner Witzeleien sind.

Lycinus. Freilich müßt ihr Weltweisen, du und dein Meister, besser als ich zu sagen wissen, was die Wahrheit

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 563. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0563.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)