Seite:Lucians Werke 0594.jpg

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machen will, wir hätten Hörner auf dem Kopfe. Er hat nichts davon, als daß wir ihn auslachen, besonders wenn er sich die Ohren zuhält und mit sich selbst spricht, und mit Hexis und Schesis und Katalepsis und Phantasie und andern dergleichen wunderlichen Namen um sich wirft. Wir haben ihn auch schon sagen gehört, der liebe Gott sey nicht im Himmel, sondern verbreite sich durch Alles, durch Holz, Steine, Thiere, ja durch die gemeinsten Dinge. Und als ihn einmal seine Mutter fragte, zu was denn diese Possen gut wären, so hat er ihr in’s Gesicht gelacht und gesagt: „Habe ich nur erst diese Possen recht im Kopfe, so will ich den sehen, der mir wehren will, allein reich, allein König zu seyn, und alle andern Menschenkinder als Sclaven und erbärmliche Wichte, gegen mich gehalten, zu betrachten!“

81. So sprach der Landmann; nun höre aber auch, was ihm der Alte für eine schwache Antwort gab: „Glaubst du denn nicht,“ sagte er, „daß der Bursche, wenn er nicht zu mir gebracht worden wäre, noch viel schlechtere Streiche gemacht hätte, Streiche, die ihn vielleicht an den Galgen gebracht hätten? So aber hat ihm die Philosophie einen wohlthätigen Zügel angelegt; die Scheu vor ihr macht, daß er sich mäßigt und euch wenigstens erträglich ist. Das Gefühl, welche Schande es wäre, des philosophischen Aufzugs und Titels unwürdig zu erscheinen, begleitet ihn überall hin und hält ihn in der Zucht. Mit allem Rechte kann ich also, wo nicht für das, worin ich ihn wirklich besserte, so doch wenigstens für das meine Bezahlung von euch verlangen, was er aus Achtung vor der Philosophie Böses nicht begangen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 594. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0594.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)