Seite:Lucians Werke 0622.jpg

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war also: „Du bist mir fremd: woher kennst du mich denn?“

Toxaris. Weil ich ebenfalls aus dem Scythenlande bin; Toxaris ist mein Name: da ich aber von keinem der ausgezeichneten Geschlechter stamme, so kann ich dir auch nicht wohl bekannt seyn.

Anacharsis. Wie? Du wärest also der Toxaris, von dem ich hörte, er habe aus Verlangen, Griechenland zu sehen, Weib und Kinder in Scythien zurückgelassen, und sich nach Athen begeben, wo er sich bis jetzt, geehrt von den vornehmsten Bürgern, aufhalte?

Toxaris. Derselbe bin ich, wenn anders auch von mir noch die Rede unter euch ist.

Anacharsis. Wisse also, daß du an mir einen Schüler, und, was die Liebe, Griechenland zu sehen, die auch dich ergriffen, betrifft, einen Nebenbuhler bekommen hast. Aus keiner andern Ursache habe ich eine Reise unternommen, die mich endlich nach tausend Unfällen unter den mancherlei Völkern, durch welche ich ziehen mußte, hieher geführt hat; und dennoch, hätte ich nicht glücklicherweise dich getroffen, so war ich schon entschlossen, noch vor Sonnenuntergang mich wieder einzuschiffen: so sehr hat mich all das Neue und Ungewohnte um mich her außer Fassung gebracht. Nun aber, mein lieber Toxaris, ich bitte dich bei den großen Göttern unserer Heimath, dem Acinaces [Säbel] und dem Zamolxis, nimm dich meiner an, sey mein Führer, zeige mir alles Schöne und Merkwürdige Athen’s und des übrigen Griechenlandes, lehre mich ihre weisesten Gesetze, ihre verdienstvollsten

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 622. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0622.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)