Seite:Lucians Werke 0807.jpg

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Pythischen Gotte geweihte Denkmale in eurem Tempel aufbewahrt werden.[1]

8. „Ihr sehet, welche Wichtigkeit die Ordner der Staaten auf denjenigen Theil der Gesetzgebung gelegt haben, welcher die Strafen zum Gegenstande hat, indem sie wohl wußten, wie wenig alle übrigen Verordnungen fruchten würden, wenn nicht Furcht und gewisse Erwartung der Strafe sich an ihre Uebertretung knüpfte. Um so unentbehrlicher aber sind diese Strafen uns Alleinherrschern, da wir nur durch Gewalt und Zwang uns an der Spitze behaupten können, und es mit Menschen zu thun haben, die uns hassen und auf unsern Untergang bedacht sind, und gegen welche mit bloßen Popanzen nichts ausgerichtet ist. Das Uebel, mit welchem wir kämpfen, ist eine Hyder; je mehr gefährliche Häupter wir abhauen, desto mehrere wachsen nach, und desto mehr Gelegenheit zum Strafen bekommen wir. Darum ist es unumgänglich nothwendig, zu vertilgen und abzuhauen, was nachwächst, und, wie Iolaus, die Wunde auszubrennen, wenn wir des Ungeheuers Meister werden wollen. Denn Wer einmal von den Umständen genöthigt ist, den Tyrannen zu spielen, muß entweder seiner Rolle getreu bleiben, oder das Opfer seiner schonenden Gelindigkeit werden. Außerdem wäre es nicht denkbar, wie ein Mensch aus bloßer roher Grausamkeit seine Freude daran finden könnte, Andere geißeln zu lassen, ihr Angstgeschrei zu vernehmen, ihr Blut fließen zu sehen, wenn ihn nicht wichtige Ursachen nöthigten, solche Strafen zu verhängen. O wie


  1. Von den unter die sieben Weisen gerechneten Tyrannen Cleobul von Lindus und Periander von Corinth.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 807. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0807.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)