Seite:Lucians Werke 1097.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

oder von Tempeldieben ausgeplündert, und in wenigen Augenblicken bettelarm geworden seyd. Haben sich doch sogar Manche von Euch, die aus Gold und Silber waren, umschmelzen lassen müßen, versteht sich, wenn das Schicksal es so haben wollte.

9. Jupiter. Unverschämter Schwätzer, warte du sollst es mir bereuen!

Cyniscus. O spare deine Drohungen, Jupiter; du weißt ja, daß mir Nichts widerfahren kann, was nicht die Parze schon vor dir beschlossen hat. Nicht einmal eure Tempelräuber könnt ihr, wie ich sehe, zur Strafe ziehen: die meisten entgehen euch glücklich; denn es war ihnen nicht verhängt, erwischt zu werden, sollt’ ich meinen.

Jupiter. Sagt ich’s nicht, du bist auch Einer des Gelichters, das unsere Vorsehung wegdisputiren will?

10. Cyniscus. Die Sophisten machen dir gewaltig zu schaffen, Jupiter. Warum doch? Ich möchte doch wissen, warum ich Alles, was ich hier sage, aus ihrer Schule entnommen haben soll. – Weil ich denn aber doch von Niemand, als von dir, die Wahrheit erfahren kann, so wünschte ich, daß du mir sagtest, was diese Vorsehung denn eigentlich für ein Wesen ist? Etwa eine Parze, oder eine noch höhere Gottheit, deren Oberherrschaft auch sogar die Parzen unterworfen sind?

Jupiter. Ich sagte dir vorhin schon, daß dir durchaus nicht zukommt, Alles zu wissen. Du hattest anfänglich, nur eine einzige Frage thun wollen, und nun kannst du gar kein Ende finden, mich mit deinen Grübeleien zu belästigen. Allein ich sehe wohl, auf was dieses Geschwätz hinauslaufen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)