Seite:Lucians Werke 1109.jpg

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machen wollen, daß Damis mit Schimpf und Spott den Kampfplatz verlassen muß.

Merkur. Allein die Sache läßt sich denn doch nicht verbergen, da der Streit der Philosophen öffentlich geführt wird. Man würde es also für ein herrisches Verfahren halten, Jupiter, wenn du eine so wichtige und alle Götter angehende Angelegenheit nicht Allen mittheilen wolltest.

6. Jupiter. Ich muß dir Recht geben. So rufe aus, die Götter sollen sich insgesammt hier einfinden.

Merkur. Hört, ihr Götter! Kommt Alle herbei in die Versammlung! Ungesäumt! Kommt Alle: es ist über etwas höchst Wichtiges Rath zu halten!

Jupiter. Merkur, dein Ausruf klingt viel zu platt und prosaisch für eine Sache von so großer Bedeutung.

Merkur. Wie soll ich’s denn anders machen?

Jupiter. Wie du es machen sollst? Du sollst den Ausruf in ein Sylbenmaß fassen, und ihm durch prächtig tönende poetische Ausdrücke mehr Feierlichkeit geben, damit sie desto eher herbeikommen.

Merkur. Gut: allein dergleichen ist die Sache der Heldendichter und ihrer Rhapsoden; ich selbst bin durchaus nicht poetischer Natur. Wollte ich Verse zusammenstoppeln, so würden sie bald zu lang, bald zu kurz gerathen, und ich würde hübsch ausgelacht werden mit meiner verhunzten Vorladung. Sehe ich ja doch, daß man sich selbst über Apollo wegen einiger seiner Orakelsprüche lustig macht, ungeachtet ihre Dunkelheit den Leuten so viel zu schaffen macht, daß sie nicht Zeit haben sollten, die metrische Beschaffenheit der Verse zu untersuchen.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)