Seite:Lucians Werke 1136.jpg

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diesem Ende singen sie liebliche Fabeleien in gefälligen Rhythmen und Weisen; kurz Alles ist bei ihnen blos auf das Angenehme angelegt.

40. Doch hätte ich Lust zu vernehmen, welchen Homerischen Stellen du denn eigentlich so vorzüglichen Glauben schenkest. Etwa jener Erzählung von Jupiter,[1] wie seine Tochter, sein Bruder und seine Gemahlin mit dem boshaften Plane umgingen, ihn fest zu nehmen, und wie sich der wackere Jupiter in der That hätte in Ketten und Banden davon führen lassen müssen, wäre nicht (der hundertarmige) Briareus von der Thetis aus lauterem Mitleid zu Hülfe gerufen worden – für welchen Liebesdienst er denn auch so dankbar war, daß er der Thetis zu Gefallen dem Agamemnon jenen trügerischen Traum[2] zuschickte, welcher so vielen Achäern das Leben kostete? Siehst du? Er war nicht im Stande, dem Agamemnon einen Blitzstrahl auf den Kopf fahren zu lassen, der ihn zu Asche verbrannte: nein, er mußte als offenbarer Betrüger erscheinen. Oder haben dir vielleicht jene Stellen[3] deinen Glauben aufgenöthigt, wo Diomedes der Venus, und sodann auf der Minerva Geheiß, sogar dem Kriegsgott selbst blutige Wunden beibringt, und wo am Ende die Götter und Göttinnen selbst ohne Unterschied des Geschlechts an einander gerathen und paarweise sich raufen; wo denn Minerva den Mars, den ohne Zweifel die von Diomedes erhaltene Wunde geschwächt hatte, zu Boden ringt, und

gegen Leto Hermeias, der segnende Bringer des Heiles,


  1. Il. I, 396. ff.
  2. Il. II, 6. ff.
  3. Il. V, 335. ff. XX, 70, ff.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)