Seite:Lucians Werke 1137.jpg

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ankämpft? Oder fandst du die Erzählung von der Diana so glaubwürdig,[1] welche, aus Verdruß, von Oeneus nicht zum Schmause geladen worden zu seyn, einen entsetzlich großen und unüberwindlich starken wilden Eber auf seine Felder schickte? Sag’ an, Timokles, sind es solche Stückchen, womit Homer dich überzeugte?

41. Jupiter. Verzweifelt! Hört ihr, was das Volk für ein Geschrei erhebt, wie es den Damis beklatscht! Unser Mann steht da, wie Einer, der sich nicht mehr zu helfen weiß: er fängt an zu zittern vor Verlegenheit und Angst; und schon sieht er sich um, wie er sich bei Seite drücken und davon laufen könne.

Timokles. Hat auch Euripides nichts Kluges gethan in deinen Augen, wenn er die Götter selbst auf die Bühne brachte, um zu zeigen, wie sie die frommen Helden schützen, die Schlimmen aber und die Gottlosen deines Gleichen zu Boden schmettern?

Damis. O du vortrefflichster aller Philosophen! Wenn solche Darstellungen der Tragiker dich von dem Daseyn der Götter überzeugten, so muß nothwendig Eines von Beiden seyn: entweder mußt du die darstellenden Personen, einen Polus, Aristodémus, Satyrus für Götter halten, oder das Wesen der Götter in den Masken derselben, den Kothurnen, den langen Prachtgewändern, den Handschuhen, den Wattirungen, kurz in dem ganzen Apparate suchen, womit man die tragischen Personen zu höhern Wesen zu steigern bemüht ist. Ließe sich aber etwas Alberneres denken, als eine solche Vorstellung?


  1. Il. IX, 529. ff.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)