Seite:Lucians Werke 1165.jpg

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hättest dich den Leuten mit einem goldenen Schenkel gezeigt. Aber noch möchte ich wissen, was dir einfiel, daß du das Verbot des Fleisch- und Bohnenessens gabst?

Der Hahn. Frage mich nicht darnach, Micyll.

Micyll. Warum denn nicht?

Der Hahn. Weil ich mich schäme, dir den Grund zu sagen.

Micyll. Mache doch keine Umstände: ich bin ja dein Freund und Hausgenosse; denn deinen Herrn darf ich mich nun freilich nicht mehr nennen.

Der Hahn. Es war allerdings nichts Kluges daran. Allein ich sah, daß ich, wenn ich nur ganz gewöhnliche Verordnungen, wie alle Welt sie gibt, geben würde, die Bewunderung der Leute keineswegs auf mich ziehen könnte, daß ich hingegen, je seltsamer meine Aussprüche wären, desto außerordentlicher in ihren Augen erscheinen würde. Aus diesem Grunde zog ich es vor, dergleichen wunderliche Dinge aufzubringen, und machte natürlich aus der wahren Ursache ein großes Geheimniß, damit die Leute darüber hin und herrathen, und wie es bei dunkeln Orakelsprüchen geht, das Unbegreifliche anstaunen möchten.

Micyll. Höre du, ich glaube, du hast nachgerade auch mich zum besten, wie ehemals deine Krotoniaten, Metapontiner und Tarentiner und alle Die, welche in andächtigem Schweigen dir folgten und deine Fußstapfen anbeteten. Nachdem du aber den Pythagoras abgelegt hattest, welchen andern Menschen hast du nach diesem angezogen?

19. Der Hahn. Die Aspasia, die berühmte Hetäre, aus Milet.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)