Seite:Lucians Werke 1359.jpg

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Gegenwart sich Unwahrheiten erlaubte, geschweige daß er sich selbst dergleichen beigehen lassen sollte!

Tychiades. O Freund, hättest du doch mit angehört, was er Alles vorbrachte! Wie er es bekräftigte, wie er sich betheuerte, wie er sogar die Wahrheit seiner Aussagen bei’m Leben seiner Kinder beschwor! Ich wußte in der That nicht, was ich von dem Manne denken sollte. Bald kam es mir vor, als wäre sein Kopf aus der Ordnung gekommen, bald hielt ich ihn für einen Windbeutel, dem es lange Zeit gelungen, den lächerlichen Affen, der er war, ohne daß wir’s merkten, unter einer Löwenhaut zu verbergen; so tolles Zeug ließ er von sich hören.

Philokles. Und was sagte er denn Alles, Tychiades? Ich bin doch begierig zu wissen, welcher Unsinn hinter dem stattlichen Philosophenbart versteckt lag.

6. Tychiades. Ich war schon früher gewohnt gewesen, Eukrates zu besuchen, so oft ich Muße hatte. Heute aber wollte ich zu Leontichus gehen, der, wie du weißt, mein Freund ist, und mit welchem ich nothwendig zu sprechen hatte. An seiner Thüre erfuhr ich, er wäre ausgegangen, den Eukrates, der krank liege, zu besuchen. Um nun Beides mit Einemmale abzuthun, den Leontichus zu sprechen, und nach Eukrates zu sehen, von dessen Krankseyn ich Nichts gewußt hatte, begab ich mich zu Letzterem. Dort traf ich zwar den Leontichus nicht mehr, der, wie sie sagten, kurz vor meinem Eintritt weggegangen war, dagegen viele Andere, und unter ihnen den Peripatetiker Kleodémus, den Stoiker Dinomachus und den Ion, der, wie du weißt, so große Ansprüche auf Bewunderung macht, weil Niemand so tief,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1359.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)