Seite:Lucians Werke 1366.jpg

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Stücke, die er zeigte, will ich als zu unbedeutend gar nicht erwähnen, wie er z. B. Leute behexte, daß sie verliebt wurden, Geister citirte, verwesende Leichname in’s Leben rief, die Hekate uns leibhaftig erscheinen ließ, und den Mond auf die Erde zog.

14. Laßt euch nur erzählen, was ich ihn im Hause des Glaucias, Alexikles Sohn, verrichten sah. Dieser Glaucias, der nach dem Tode seines Vaters in den Besitz von dessen ganzem Vermögen gekommen war, hatte sich in Chrysis, die Tochter Demänets, verliebt. Ich war sein Lehrer in der Philosophie, und wenn ihn nicht jene Liebschaft zu sehr zerstreut hätte, er würde bereits die peripatetische Doktrin in ihrem ganzen Umfange inne haben. Denn er analysirte schon in seinem achtzehenten Jahre, und hatte den ganzen Kurs der Physik bis zu Ende gehört. Bei allem Dem wußte sich der junge Mensch in seiner Liebesnoth nicht zu rathen und zu helfen, und vertraute mir sein ganzes Geheimniß an. Ich führte ihm also – wie billig, da ich sein Lehrer war – den Hyperboräischen Zauberer in’s Haus, nachdem ich Diesem vier Minen [174 fl.] vorausgezahlt hatte, die zu den vorläufigen Opfern erforderlich waren. Sechszehen Minen sollte er erhalten, wenn er die Chrysis herbeigeschafft hätte. Nachdem er nun den Vollmond abgewartet hatte, um welche Zeit dergleichen Verrichtungen am besten von Statten gehen, grub er eine Grube im Hinterhofe des Hauses, und citirte um Mitternacht den Geist des Alexikles herauf, des sieben Monate zuvor verstorbenen Vaters von Glaucias. Dieser war Anfangs ungehalten über die Liebschaft des Sohnes und zürnte: endlich aber gab er doch seine Einwilligung dazu.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1366.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)