Seite:Lucians Werke 1572.jpg

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Philinna. Sie lobten Alle mein Tanzen, nur Diphilus legte sich rückwärts auf sein Polster, und sah gleichgültig an die Decke des Saales hinauf, bis ich endlich müde ward und aufhörte.

Mutter. Aber daß du den Lamprias küßtest, daß du dich von Diphilus wegmachtest und Jenen zärtlich umarmtest, hat es damit seine Richtigkeit? – Du schweigst? – Das ist dir doch nicht zu verzeihen.

Philinna. Ich wollte ihn nur wieder ärgern.

Mutter. Und daß du auch nachher nicht zu ihm gingst, sondern sangst, während er bat und weinte? Bedenkst du denn nicht, meine Tochter, daß wir bettelarm sind, und hast du schon vergessen, was du Alles von ihm erhalten, und was für einen harten Winter wir hätten zubringen müssen, wenn uns nicht Venus diesen Freund zugeschickt hätte?

Philinna. Wie? und deßwegen soll ich mich geduldig mißhandeln lassen?

Mutter. Du magst ihm zürnen: nur vergelte ihm nicht Gleiches mit Gleichem. Weißt du denn nicht, daß Verliebte von solchem Muthwillen gemeiniglich bald wieder zurückkommen und sich hernach selbst die bittersten Vorwürfe machen? Du bist immer zu empfindlich und strenge gegen diesen Menschen. Aber nimm dich in Acht, daß es dir nicht nach dem Sprichwort gehe: „Allzu straff gespannte Saiten reißen.“


4. Melitta und Bacchis.

1. Melitta. Wenn du mir irgend ein altes Weib weißt, Bacchis, dergleichen es viele in Thessalien geben soll,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1572. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1572.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)