Seite:Lucians Werke 1578.jpg

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kostbare Stoffe zu kleiden, und ein Gefolge von Dienerinnen zu halten.

Corinna. Wie so, liebe Mutter, wie soll denn Das werden?

Crobyle. Dazu brauchst du weiter nichts, als mit jungen Männern zusammen zu seyn, mit ihnen zu schmausen, und ums Geld auch bei ihnen zu schlafen.

Corinna. Wie der Daphnis ihre Tochter, die Lyra?

Crobyle. Ja.

Corinna. Aber Die ist ja eine Hetäre?

Crobyle. O das ist eben kein Unglück! Dafür sollst du auch eine reiche Dame seyn, wie sie, und viele Liebhaber zählen. – Wie, du weinst, Corinna? Siehst du denn nicht, wie viele Hetären es gibt, wie man sich von allen Seiten um ihre Gunst bewirbt, und wie viel Geld sie einnehmen? Diese Lyra – heilige Adrastea! welche Lumpen hatte sie an, ehe ihre Reize zu blühen anfingen! Und nun siehst du, wie sie Staat macht mit ihrem goldenen Schmuck, ihren prunkenden Kleidern und ihren vier Zofen?

3. Corinna. Wie hat denn Lyra dieses Alles bekommen?

Crobyle. Fürs Erste wußte sie sich artig und nett zu kleiden und eine gefällige Haltung anzunehmen, war freundlich gegen Jedermann und lachte nicht den Leuten aus vollem Halse ins Gesicht, wie du, sondern hatte in ihrem Lächeln immer etwas Süßes und Anziehendes: sodann ist ihr Benehmen gegen die Männer sehr klug; sie hat Diejenigen, welche sie besuchten oder begleiteten, eben so wenig mit Sprödethun zum Besten, als sie sich Andern von selbst aufdringt.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1578. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1578.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)