Seite:Lucians Werke 1596.jpg

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die aus dem Piräeus, die noch ganz kürzlich ein keusches Jüngferchen war, und jetzt den Damyllus, des gegenwärtigen Prätors Sohn, zum Liebhaber hat; oder die andere, die sogenannte Fangschlinge?

Charmides. Die Letztere: diese hat mich gefangen, und läßt mich Unglücklichen nicht wieder los.

Tryphäna. Also wegen dieser hast du so viele Thränen vergossen?

Charmides. Allerdings.

Tryphäna. Und ist dieß eine ganz neue Liebe, oder dauert sie schon eine Zeit lang?

Charmides. Ganz neu ist sie eben nicht: es sind etwa sieben Monate her seit dem Bacchusfeste, wo ich sie zum erstenmal sah.

Tryphäna. Hast du sie denn auch ganz und genau gesehen, und nicht blos ihr Gesicht und die unbedeckten Theile ihres Körpers? Denn eine Person von fünfundvierzig Jahren will wohl etwas näher betrachtet seyn.

Charmides. Wie? Sie schwur, daß sie künftigen Elaphebolion [April] erst zweiundzwanzig seyn werde.

3. Tryphäna. Willst du ihren Schwüren mehr glauben als deinen Augen? Sieh einmal auf ihre Schläfe, wo sie allein noch eigenes Haar trägt: denn alles übrige ist falsch. Wenn hier das künstliche Schwarz, womit sie ihr Haar färbt, sich verliert, so kommt das natürliche Grau zu Tag. Doch was läge daran? Aber nöthige sie einmal, sich zu entkleiden.

Charmides. Das habe ich noch nie von ihr erhalten können.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1596. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1596.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)